... meine Rezensionen

Von 0 auf 100 [Kindle Edition]

von Dominik Schütz

 

Klappentext / Kurzbeschreibung

Tipps und Tricks mit denen du mehr Erfolg haben wirst
In diesem Buch werde ich dir zeigen welche Fehler man in dieser Branche auf keinen Fall machen darf, wie man Professionell Musik produziert, sich selbst Vermarktet, zu einem Label kommt und noch vieles mehr

 

 

Inhalt und Umsetzung

Manchmal treibe ich mich abseits der Kindle-Kategorien "Fantasy", "Thriller" und "Horror" herum. Und dann kann es durchaus vorkommen, dass mich ein Titel neugierig macht und ich einfach mal auf "Vorschau" klicke, um herauszufinden, worum es sich handelt. Zumindest, sofern mir die Kurzbeschreibung nicht genug sagt. Und wenn ich dann noch immer nicht wirklich schlauer bin, dann drück ich "kaufen". In solchen Fällen hat sich der Autor dann eine Rezension verdient. ;o)

 

So. Mal sehen, was bietet sich dem geneigten Leser, wenn er sich "Von 0 auf 100" herunter läd?

Als erstes ein Inhaltsverzeichnis, das einen schier erschlägt. Wow! Das nenn ich mal ne große Schrift. Die ist so ungünstig riesig gewählt, dass sie glatt das Layout sprengt. Zumindest wenn der Leser eine Kindle-"App" für den PC benutzt. Was auf dem E-Book passiert, kann ich nicht beurteilen.

Die ich-erschlag-den-Leser-Schrift macht es mir aber immerhin leicht, Kaufinteressenten einen Überblick zu bieten, was sich hinter dem Ratgeber von Herrn Schütz verbirgt, da ich sie leicht abtippen kann:

1. Vorwort

2. Equipment

3. Stil

4. Kritik

5. Internet

6. Label

7. Gage

8. Erfolg

9. Nachwort

1. Vorwort

Nein, kein Scherz. Nach dem Nachwort schließt sich unbeirrt ein neues Vorwort an. Na, mal sehen, wozu es gut ist.

 

Was bietet sich dem Ratsuchenden also im (ersten) Vorwort?

Zum Beispiel das hier:

"Wer Träumt nicht von der großen Karriere in der Musikbranche?"

Lieber Herr Schütz, ich hoffe, ich vergrätze Sie nicht, wenn ich mich jetzt melde? Sie werden es eventuell nicht glauben, aber mit meinen beschränkten Blockflötenkenntnissen aus der Grundschulzeit und meiner ... ähm ... unmelodiösen Stimme, habe ich in der Tat niemals mit dem Gedanken gespielt, mich dem Musikbusiness zu verschreiben.

Mit meinen bescheidenen Kenntnissen in der Musikbranche kann ich mich also Ihrem Buch nicht unbedingt nähern. Aber: wozu ich mich durchaus in der Lage sehe, ist es einen allgemeinen Eindruck bezüglich Ihres Ratgebers zu gewinnen.

Und was soll ich sagen?

Nachdem mich das Inhaltsverzeichnis erschlagen hat, die Zeilen unschön verrutscht waren und mich schon das zweite Wort im zitierten Satz schier anstrahlt, weil es falsch geschrieben wurde, bekomme ich das Gefühl, dass Sie nicht die notwendige Sorgfalt für Ihr Produkt haben walten lassen.

 

Aber weiter:

Der Autor bietet auf Seite zwei einen Überblick, was den interessierten Leser erwartet:

"In diesem Buch werde ich dir zeigen welche Fehler man in dieser Branche auf keinen Fall machen darf, wie man Professionell Musik produziert, sich selbst Vermarktet, zu einem Label kommt und noch vieles mehr."

Klingt soweit vielversprechend. Wenn da nicht schon wieder das Geschmäckle von nicht erfolgtem Lektorat aufkommen würde.

 

Nehmen Sie es mir nicht übel Herr Schütz. Normalerweise dutze ich mich mit Begeisterung, allerdings glaube ich nicht, dass Sie das bei mir wirklich noch wollen, wenn ich mit der Renzension fertig bin. Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei.

 

Ab sofort werde ich auf Hinweise zur Orthographie, Interpunktion und Grammatik verzichten. Ich nehme an, ich habe deutlich gemacht, dass Ihr Text dringend noch einmal nachkorrigiert werden sollte. Ebenso sollte das Layout nachgebessert werden. Oftmals springt mitten im Satz die Zeile um. Das ist nicht nur unschön - das strengt zudem beim Lesen an. 

 

Der Autor stellt sich kurz selbst vor - und hinterlässt bei mir durchaus den Eindruck eines netten, sympathischen, jungen Mannes (das mit dem "jung" muss ich sagen: wir sind etwa der gleiche Jahrgang ^^), der sein Wissen mit ambitionierten Karrierestartern teilen möchte.

 

Dann folgen Tipps zur Ausrüstung (Kapitel 2):

Der angehende Produzent sollte das Beste aus seinem Equipment machen und er sollte nicht am falschen Ende sparen. Also ist die Devise: möglichst das Beste kaufen, auch wenns die finanziellen Möglichkeiten übersteigt.

Dazu kommt noch ein weiterer gut gemeinter Rat (den ich hier nicht nennen werde, ich möchte dem Autor die Grundlage für sein Buch nicht zur Gänze nehmen). Alles in Allem nicht verkehrt. Na ja, bis auf die Sache mit den finanziellen Mitteln. Vielleicht bin ich nicht mehr ideologisch genug, aber ich glaube, Miete sollte doch noch bezahlt werden können. Die anderen Tipps hingegen scheinen mir durchaus logisch. Wirklich. Das kann ich sogar beurteilen, ohne dass ich Musikerin bin. Nur habe ich meine Zweifel daran, dass das, was in diesem Kapitel steht, nicht ohnehin durch den gesunden Menschenverstand hergeleitet werden kann.

 

Nach Kapitel 2 (Equipment) folgt umgehend Kapitel 10: Stil. Wieso Stil jetzt unter 10. läuft und nicht wie oben angekündigt unter 3. bleibt mir allerdings ein Rätsel.

Auch in diesem Kapitel halte ich die Ratschläge für absolut stimmig. Aber: sie scheinen mir schon wieder recht allgemein gehalten zu sein und - man möge es mir verzeihen - absolut selbstständig herzuleiten. Das, was für die Musik gilt, gilt nämlich auch für die Kunst, das Schreiben und alle anderen kreativen Berufungen.

 

Was mir hingegen gefällt, besonders, weil ich es fast schon gegenteilig erwartet hätte: der Autor baut keine Luftschlösser auf. Er scheint auf dem Teppich zu bleiben und den hoffnungsvollen Newcomern keine unerfüllbaren Träume aufzuschwatzen. Sehr gut. Da spricht die zwölfjährige Erfahrung des Musikers und Produzenten.

 

Nachdem wir Kapitel 10 hinter uns gebracht haben, befinden wir uns in Kapitel 4: "Kritik".

Und auch hier stimme ich mit Herrn Schütz vollkommen überein, wenn er zitiert: "Besser kritisiert als ignoriert."

Mhm ... zugegeben, die Richtung, die meine Rezension bisher eingeschlagen hat, lässt mich hoffen, dass der Autor seinen wertvollen Tipp "Es handelt sich [...] bei Rezensionen [...] nicht um persönliche Kritik." auch auf andere Bereiche, als die Musik übertragen kann.

 

In wie weit Selbstvertrauen aus Selbstbewusstsein erwächst, darüber kann man sich hingegen jahrelang streiten. Nicht jeder der sich seiner selbst bewusst ist, vertraut sich auch - aber ich glaube, eine Diskussion darüber führt an dieser Stelle zu weit. Der Autor macht seinen Standpunkt zumindest klar: wer Kritik aushalten muss, braucht ein dickes Fell.

 

In wie weit man hingegen ehrliche (wirklich ehrliche!) Kritik von seinen Freunden erwarten kann, darüber scheiden sich die Geister. Woher will man wissen, ob die Freunde mit wirklich allen Kritikpunkten herausrücken? Und das gnadenlos? Aber auch hier: das ist eine Diskussion, die ich an dieser Stelle nicht weiter auswalzen will.

 

Ein Wort zu FB. Ich stimme mit dem Autor überein, dass social networks eine der besten Formen der Werbung darstellen. Mich stört jedoch, dass Herr Schütz nicht darauf eingeht, dass die Verwertungsrechte beim Hochladen vom User abgegeben und auf FB übertragen werden. Zumindest ist das mein letzter Stand der Dinge. Mir fehlt an dieser Stelle ganz eindeutig eine sorgfältige Abwägung der Vor- und Nachteile.

 

Ich werde mich ab jetzt kurz fassen. Die Rezension wird sonst zu lang und ich will nicht alle Inhalte des Ratgebers vorwegnehmen.

 

Es bleibt mein Eindruck zum Handwerk:

Da muss dringend noch einmal nachgearbeitet werden. Herr Schütz, das was sicherlich für die Musik gilt, gilt auch für Texte: ein Mindestmaß an Sorgfalt. Suchen Sie sich doch bitte jemanden, der Ihren Text noch einmal lektoriert. Schleifen Sie die Fehler aus. Verbessern Sie das Layout. Ich weiß nicht, inwiefern es kitschig oder falsch ist (Sie dürfen mich gern verbessern): aber ich glaube, auch Texte verdienen eine Harmonie. 

 

Darüber hinaus habe ich auch einen Eindruck vom Inhalt gewonnen:

er ist zwar weitestgehend stimmig (bis auf die von mir angesprochenen Punkte), aber sehr allgemein gehalten. Nichts von dem was ich gelesen habe, hat mich überrascht. Und ich stamme nicht einmal aus der Branche. Meiner Meinung nach fehlt es dem Ratgeber an Substanz - auch wenn er sicherlich gut gemeint ist.

 

Was habe ich noch aus dem Ratgeber mitgenommen?

Der Autor scheint mir realistisch zu sein und seine Erfahrungen wirklich teilen zu wollen. Dazu kommt noch ein dickes "Tschakka". Eine wohlwollende Motivation also. Das ist auch der Grund für den zweiten Stern bei Amazon. Ich habe den Eindruck gewonnen, Herr Schütz hat etwas zu sagen und zu transportieren. Ich würde mir jedoch nach wie vor wünschen, dass da noch etwas mehr greifbare Substanz kommt.

 

 

Fazit

Orthographie und Layout sind noch sehr verbesserungswürdig, der Inhalt besteht oftmals aus Allgemeinplätzen. Dieser Ratgeber könnte ganz gewiss noch ausgefeilt werden. Im derzeitigen Zustand kann ich ihn nicht uneingeschränkt weiterempfehlen. Sorry.