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Die Monster unter deinem Bett - Eine Geistergeschichte [Kindle Edition]

von Dane Rahlmeyer

 

Klappentext / Kurzbeschreibung

Lauern Monster unter deinem Bett?
Nach dem Umzug in die neue Wohnung wird Daniel klar, dass er und seine Mutter nicht länger alleine sind: Ein nächtlicher Besucher schleicht sich durch sein Zimmer. Doch das ist nicht alles, was in der Dunkelheit auf ihn lauert.
Eine kleine Geistergeschichte von Hörspielproduzent und Fantasy-Autor Dane Rahlmeyer.

 

 

Inhalt und Umsetzung

Laut eigener Angaben ist der Autor Dane Rahlmeyer ein Profi im Geschäft. Das kann ich zwar nicht verifizieren, da ich zum ersten Mal etwas von ihm gelesen habe, aber eines muss ich sagen:

der Mann hats drauf!

Auf den 16 Seiten seiner Kurzgeschichte hat er mich zum Lachen gebracht, mich mit Daniel mitleiden lassen und am Ende empfand ich fast so etwas wie ... (das verrate ich hier nicht ^^. Ich will nicht spoilern.)

 

Aber komme ich zuerst zu den drögen Fakten:

Der Autor beherrscht sein Handwerk. Orthographie, Interpunktion, Grammatik und Layout (Blocksatz) sind sehr stimmig.

Anmerken möchte ich, dass sich "Horrorstorys" mit "ie" statt "y" schreibt.

Außerdem gibt es einen Fehler in der Zeichensetzung: "Oder er wurde alt - K>lar, erst elf und schon reif [...]"

Genutzt wird die dritte Person im Präteritum.

Der Sprachstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Über ein Formulierung bin ich gestolpert, weil ich mich gefragt habe, wie das wohl aussehen mag:

"Herr Jeske spitzte missmutig die Ohren."

 

Erzählt wird die Geschichte vom elfjährigen Daniel, der mit seiner Mutter, um Weihnachten herum, in ein neues Haus umgezogen ist. Alles scheint gut zu sein, bis auf eine Kleinigkeit:

"Seltsam, dass die Wohnung so lange leer gestanden hatte ..."

Als seine Mutter (wohl alleinerziehend) zur Nachtschicht geht und den Jungen alleine lässt, tobt der sich erstmal so richtig aus.

"Also weihte er als erstes das neue, quietschblaue Sofa ein, indem er es als Trampolin missbrauchte."

""Scheiße", murmelte Daniel. Und als ihm klar wurde, dass er allein war, fügte er voller Begeisterung hinzu: "Gottverdammter Scheißdreck!"

Ungestraft zu fluchen, machte Spaß."

(Das war übrigens die Stelle, an der ich lachen musste. Keine Ahnung, was daran süß ist, wenn Kinder herumfluchen ... ich jedenfalls fand das süß - und ich steh dazu.)

Abends stellt Daniel fest, dass er sich seit einer Woche schlapp und müde fühlt, schiebt es aber auf den Umzug. Als er einschlafen will, hört er ein Geräusch:

"Es kam vom Fenster. Dann bewegte sich etwas in der Dunkelheit. Ein Schemen."

[Anmerkung: ich persönlich bin dankbar, dass es sein "Schemen" ist und keine "Gestalt". Sicherlich reine Geschmacksfrage.]

Der Junge rennt verängstigt aus dem Zimmer und schnurstracks zum Nachbarn ...

 

Der Autor hat sich die Regel "Show, don't tell" (also zeigen statt erzählen) zu Herzen genommen. Hier ein paar Beispiele:

Die Einführung des Nachbarn fand ich irgendwie charmant:

"Herr Jeske selbst stand in Unterhose und Unterhemd vor ihm, ganz Bierbauch und Glatze. Sein Blick hätte Glas schmelzen können."

Bald muss sich Daniel mit der Frage auseinander setzen, ob es Gespenster gibt, oder nicht. Die Reaktion seiner Mutter verrät die Frau als rational und verständnisvoll.

""Alle Monster und Geister auf der Welt gibt es nur hier." Sie tippte ihm an die Schläfe."

Überhaupt scheinen die beiden ein recht entspanntes Mutter-Sohn Verhältnis zu haben:

""Hast du mich ins Bett getragen?", fragte er.

"Japp", sagte sie. "Wie in alten Zeiten. Nur dass du leider stark zugenommen hast, seit du vier warst. [...]"

Es hat mir Spaß gemacht, zu beobachten, wie sie miteinander umgehen.

Der Junge selbst wird als vorpupertärer Racker gezeichnet, der noch herrlich naiv und selbstverständlich durchs Leben geht.

"Sein Onkel Ralf hatte ihm Horrorstorys über etwas namens "Pubertät" erzählt, aber Daniel war sich ziemlich sicher, dass dieses Unglück an ihm vorüberziehen würde."

 

Ganz zu Anfang sprach ich ja nicht nur davon, dass ich gelacht hätte. Ich sagte, ich hätte auch gelitten und noch etwas anderes ... (das ich auch jetzt nicht verraten werde ^^). Nach der ersten ereignisreichen Nacht, die Daniel überstanden hat und als er kurz vor Silvester dann wieder allein ist, kommt es natürlich so, wie es kommen muss ... die Geräusche kehren zurück.

Naja, dachte ich mir, jetzt steigert sich die Spannung halt bis zum Ende.

Aber was passierte (so etwa bei 60 % des E-Books)?

Nicht, dass ich jetzt den Inhalt verraten würde, aber ich kann sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt dann wirklich für zwei Seiten echt enttäuscht war. Bis ... es wieder nervenaufreibend wurde. Und die letzten Sätze haben wieder eine Wende in meiner Gefühlswelt erzwungen.

 

Ja, was soll ich dazu sagen?

Das passiert mir nicht oft.

Jedenfalls nicht bei der Lektüre von gerade mal 16 geschätzten Seiten.

Ich meine, führen Sie sich das vor Augen: erst hatte ich Spaß, dann hab ich mitgefiebert, dann war ich enttäuscht, dann ... und dann ...

Sicherlich, das muss nicht jedem so gehen - aber mir persönlich reicht es vollkommen aus, dass es MIR so gegangen ist.

 

Wieso ich mit Daniel mitgefühlt habe?

Der Autor nutzt das erste Viertel seines Buches sehr geschickt dazu, seinen Leser eine emotionale Verbindung mit seinem kleinen Protagonisten aufbauen zu lassen. Und das schlichtweg dadurch, dass er die Charakteristika des Jungen zeigt.

Aus meiner Sicht hat er einzelne Szenen und Gesten hervorragend gewählt.

Und genau deshalb - weil ich Verbindung zu dem Kind aufbauen konnte -funktioniert diese Kurzgeschichte so gut.

 

 

Fazit

Absolut lesenswerte und höchst lebendige Geschichte.