... meine Rezensionen

Schwarze Nacht

von Andreas Roman

 

Klappentext

"Wer von uns fürchtet sich nicht vor der Dunkelheit? Die Angst von David jedoch ist nicht normal. Sie ist riesig, sie ist panisch, sie ist krank. In jeder dunklen Ecke scheint etwas auf den jungen Mann zu lauern, um ihn zu töten. In einer einsamen Hütte im Norden Schwedens stellt er sich seinem Dämon. Allein. Schließlich bildet er sich alles nur ein. Das denkt er zumindest... bis die schwarze Nacht kommt."

 

 

Inhalt und Umsetzung

David ist alkoholkrank. Und das macht ihn zum Paranoiker. Soweit so gut (oder auch nicht). Seine Alkoholkrankheit sorgt dafür, dass A. Roman eine Leinwand hat, diese Paranoia auf Papier zu bannen. Aus Sicht des Alkoholikers.

 

Das halte ich für eine großartige Idee – nur: sie funktioniert nicht. David taumelt durch eine dumpfe, düstere Welt. Er ist stumpf. In seinen Gedanken, in seinen Ängsten, in seiner Handlung. Die Nächte macht er durch, weil er aus Angst nicht schlafen kann. Die Tage verbringt er im Bett. Wenn er Schatten sieht, dreht er durch, da er glaubt, er würde eine bösartige lebendige Schwärze sehen, die ihn verfolgt.

 

Er ruft geschätzte fünf Mal bei seiner Schwester an, die er um Hilfe bittet, weil sein Aufenthalt in der Hütte zum Märtyrium wird. Diese Schwester ist mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und interessiert sich (auch wenn sie das anders sieht) einen Schei***  um ihren kleinen Bruder.

 

In dem Schwedischen Kaff trifft David auf eine Bettgeschichte. Sie ist unter keinen Umständen an einer Beziehung zu einem Mann (oder einer Frau) interessiert, da sie jegliche Beziehung einengen würde. Das sagt sie David, und er akzeptiert das. Trotzdem sucht er auch bei ihr telefonische Hilfe. Sie läßt ihn daraufhin solange im Stich, bis es zu spät ist.

 

(ACHTUNG! Absatz enthält SPOILER!)

Ist David schlichtweg nicht mehr ganz dicht, weil er sich das Gehirn weggespült hat? Die Vermutung würde nahe liegen. Aber in Rückblenden wird berichtet, dass er als Kind im Bett seiner Eltern schlafen wollte, weil er im Schrank einen Schatten oder ein Monster gesehen hat. Natürlich glaubt ihm keiner. Seine Familie kommt nicht damit zurecht, dass der Junior schizophrene Züge aufweist. Seine Schwester weist ihn Jahre später zurück als es darum geht, eine Wohnung zu teilen. So gesehen dürfte seine Alkoholsucht auf die Erlebnisse in der Kindheit zurückzuführen sein. Der Alkohol wiederum verstärkt seine Panik. Seine Panik wird ihm zum Verhängnis.

 

(ACHTUNG! Absatz enthält SPOILER!)

Alles in allem handelt es sich bei Schwarze Nacht um einen einfachen, gut durchdachten Plot: Kind hat Alpträume (oder reale Erlebnisse – das bleibt offen). Kind wächst in einer Umgebung heran, die ihn missversteht und nicht helfen kann. Kind wird erwachsen ohne die Angst zu verlieren. Erwachsener betäubt seine Angst mit Alkohol. Erwachsener wird paranoisch. Seine Umwelt ist nach wie vor nicht gewillt oder fähig im die benötigte Stütze zu geben. Er versucht in einer einsamen Hütte den Kampf gegen seine Ängste aufzunehmen. Es kommt zur Katastrophe.

 

Aber: das ist kein Thriller. Der Leser ist David physisch zu nahe. Alles (bis aus wenige Ausnahmen) wird aus seiner Sicht erzählt. Man sieht durch seine Augen - und die sind trübe. Die Schauplätze bleiben schwammig. Ich kenne keine anderen Werke von A. Roman, kann also nicht beurteilen ob das beabsichtigt war, um sich in Davids Gedankenwelt zu versetzen. Falls es Absicht war: Respekt. Gut gemacht. Dann wäre es ein wunderbares Buch über einen alkoholkranken Menschen, der an seinen Kindheitsängsten zerbrochen ist. Ein Drama also. Traurig. In weiten Teilen frustrierend.

Ich habe mir das Buch zugelegt, weil ich mich gruseln wollte. Diese Erwartungen erfüllt Schwarze Nacht einfach nicht. Ich neige nicht dazu, ein Buch „angelesen“ ins Regal zurück zu stellen, und nur aus diesem Grund habe ich mich bis zur letzten Seite gequält.

 

 

Fazit

Meiner Meinung nach krankt Schwarze Nacht eindeutig an einem Vermarktungsfehler.

Das ist kein Thriller. Das ist ein Drama. Und als Drama wäre es gut.