... meine Rezensionen
Schorsch ist tot! [Kindle Edition]
von L. Kolloss (oder Liv Kolloff)
Klappentext / Kurzbeschreibung
Der etwas abgenutze Kriminalbeamte Lübke, dem die Pensionierung unmittelbar bevorsteht, muss nochmal ran. Genau in diesem Moment erhält er Nachricht über ein Verbrechen, dass in Zusammenhang zu einem alten Fall zu stehen scheint, den er nie lösen konnte, der ihn aber auch nie losgelassen hat. Da kein anderer die Verbindung sehen kann, macht er sich selbst auf die Suche nach der Lösung und stößt dabei an unerwartete Grenzen.
Inhalt und Umsetzung
Ich muss zugeben: ich bin verwirrt.
Der Autor (oder die Autorin) nutzt einfachste Sätze, die sich in ihrer Bedeutung oftmals überschneiden. Wortwiederholungen existieren en masse. Das für sich alleine hätte mich behaupten lassen, dass diese Kurzgeschichte von jemandem verfasst wurde, der sich in die schreibende Zunft erst noch einfinden muss.
Jedoch:
Die Fehlerrate in der Orthographie ist verdächtig gering. Einige Kleinigkeiten sind mir in der Interpunktion aufgefallen - allerdings nichts, was mich kollossal gestört hätte. Und auch die Wortwahl spricht gegen das Werk eines blutigen Anfängers.
Hier und dort blitzen Sätze hervor, die die Grundstimmung der Kurzgeschichte äußerst genau treffen:
"Alles erscheint Lübke nur noch so, wie es eben ist. Gut, schlecht, einerlei, wie das Wetter, eine graue einheitliche Wand."
Lübke ist ein Kommissar, der kurz vor der unfreiwilligen Pensionierung steht. Zu allem Überfluss geht es ihm gesundheitlich nicht gut (euphemistisch gesprochen) und - wie der Titel bereits ankündigt - ist Schorsch gestorben. Schorsch war fünf Jahrzehnte lang der beste Freund des Protagonisten. Dieser Verlust lässt Lübke in eine nachdenkliche, depressive Stimmung versinken - und eben diese Stimmung ist es auch, welche die Grundstimmung der Geschichte prägt.
Die gewählte Perspektive ist die des allwissenden Erzählers. Das kann mitunter störend wirken. Ich denke jedoch, dass sie in dieser Erzählung passend ausgesucht wurde, sonst könnte der Leser aus Lübkes sogartig schwermütiger Wahrnehmung kaum ausbrechen. Die überwiegende Zeitform ist das Präsens und wird durch Rückblenden (Präteritum) unterbrochen.
Wie Eingangs erwähnt, bin ich verwirrt. Die Geschichte liest sich flüssig. Die Stimmung ist gedrückt, fast schon dumpf und neblig zu nennen. Der Fall bindet sich stimmig in die Geschichte ein und mir sind keine logischen Fehler aufgefallen (nach Logiklöchern suche ich mit Begeisterung). Ich weiß dennoch nicht, wie ich die Geschichte finde. Sie steht abseits des Mainstream, soviel ist zumindest klar. Und sie wird mich wohl noch eine Weile beschäftigen. Aber "gefallen" im klassischen Sinne hat sie mir nicht. Ich bin zwiegespalten. Außerdem interessiert mich brennend, wer sich hinter L. Kolloss verbirgt (eine bekannte Suchmaschine konnte mir bisher nicht weiterhelfen).
Fazit
In sich stimmige Kriminalgeschichte, düster, deprimierend und ganz sicher keine leichte Kost.
Nachtrag
Dinge die ich leiden kann: etwa eine halbe Stunde nachdem ich meine Rezension auch bei Amazon hochgeladen hatte (also am 04. Oktober 2012 gegen sechs Uhr morgens), wurde der verlinkte Autorenname von L. Kolloss auf Liv Kolloff geändert. Was das soll, sei dahingestellt. Die Suchmaschine kennt Liv übrigens ebensowenig wie das zuvor verwendete Pseudonym.