... meine Rezensionen

Schattenbilder des Bösen [Kindle Edition]

von Peter Rensch

 

Klappentext / Kurzbeschreibung

In einem Waldstück wird die Leiche eines Jungen gefunden, eingepackt in Geschenkpapier. Zwischen seinen Beinen liegt ein Zettel mit der Aufschrift: „Ein Vorab-Geburtstagsgeschenk für Kommissar Hauser.“ Hauser hat in drei Tagen Geburtstag und er befürchtet weitere Leichen. Sein Verdacht bestätigt sich und so jagt er mit seinem Assistenten und einer Psychologin ein Phantom. Als sich auch noch seine Ex-Frau in einen ehemaligen Kindermörder verliebt, gehen bei Hauser die Sicherungen durch. Er vermutet einen eiskalten Racheakt, kann jedoch vorerst keine Beweise finden. Eine nervenaufreibende Jagd nach dem Mörder beginnt, der an Hausers Geburtstag einen besonders brutalen Mord plant.

 

 

Inhalt und Umsetzung

Peter Rensch ist laut Amazon-Autoren-Seite seit zweieinhalb Dekaden als Journalist tätig. Damit erklärt sich der angenehm fehlerfreie Text, in dem mir lediglich eine Hand voll Orthographie- und Interpunktionsunachtsamkeiten, sowie zwei Dutzend Missgriffe in der Benutzung von Leerzeichen aufgefallen sind. Ab und zu kommt es zu Wortwiederholungen, die jedoch kaum ins Gewicht fallen.

Die Verwendung von Absätzen hätte das Lesen allerdings angenehmer gestalten können. So war ich gezwungen ein paar Mal im Text zurück zu springen, da mir wichtige Details entgangen sind, weil sie im Buchstabenmeer schlichtweg untergingen.

Die Geschichte ist in der dritten Person singular geschrieben worden und wechselt zwischen den Protagonisten hin und her, ohne das Verständnis des Textes zu beeinträchtigen.

Die saloppe Wortwahl, die Herr Rensch verwendet, war mir zu Beginn des Krimis noch recht angenehm, lockerte sie doch den Text auf, ging mir aber mit jeder Seite mehr auf den Geist. Ausdrücke wie "Bude", "Assi" und das eventuell im süddeutschen Raum verwendete "zusammen petzen" außerhalb der wörtlichen Rede sind sicherlich Geschmackssache - meinen Geschmack treffen sie allerdings nicht.

 

Der zweifache Familienvater Oberkommissar Frank Hauser lebt mit seiner zukünftigen Ex-Frau Elke, auf ihren Wunsch hin, in Trennung.

Und was soll ich sagen? Ich kann Elke verstehen.

Hauser ist ein (schlecht funktionierender) Stereotyp wie er im Buche steht: verkatert, unordentlich, arrogant, dauer-fluchend, aggressiv, unbeherrscht, homophob und darüber hinaus mit einer extrem langen Leitung ausgestattet. Mir persönlich ist er höchst unsympathisch.

 

Unglücklicherweise ist er in diesem Krimi nicht der einzige Stereotyp. Sämtliche Polizisten und Kriminelle sind austauschbar, ihre Charaktere wenig bis gar nicht gezeichnet. Dafür sind alle(!) männlichen Protagonisten außergewöhnlich kreativ darin Kraftausdrücke zu verwenden. Und das auch in höchst unangemessenen Situationen. Ich frage mich, ob Herr Rensch sich Gedanken darüber gemacht hat, dass ein Beamter im gehobenen Dienst nicht eventuell ein Mindestmaß an Respekt seinen Mitarbeitern und/oder Mitmenschen gegenüber entwickelt haben sollte.

Ausdrücke wie Schei***, Kotze, Ar*** und Ar***f***ker werden dem Leser gut und gern fünf Mal je Seite vorgesetzt. Nicht nur in den Dialogen. Mich nervte das während der Lektüre gewaltig.

Dialoge wäre das nächste Stichwort: sie sind mitunter unglaubwürdig - was durchaus auch an der Fäkalsprache liegen mag.

 

Ein Spannungsbogen ist soweit vorhanden - allerdings hatte ich ab der Mitte des Buches das dringende Bedürfnis, den Oberkommissar nach seinen Qualifikationen zu fragen. Er tappt sehenden Auges blind durch die Geschichte. Rensch baut drei Verdächtige auf - und bei allen versagt Hauser (zunächst). Nun. Das gehört wohl zu einem Krimi (ich rede von Krimi und nicht von Thriller) dazu, denke ich.

 

Der Autor baut in Ansätzen einen vor Eifersucht und Misstrauen verblendeten Kommissar auf. Aber die vielversprechenden Ansätze verrauchen in den zu dummen und viel zu kurzsichtigen Handlungen des Protagonisten. Schade.

 

Komme ich zu einigen Ungereimtheiten, die mich sehr gestört haben:

(Achtung! Dieser Abschnitt SPOILERT!)

* Der Kommissar überbringt eine Todesnachricht. Während er einer Mutter den Tod ihres Sohnes übermittelt, erwähnt er gleichzeitig, dass seine eigene Tochter mit dem Opfer bekannt war. Das halte ich zumindest für seltsam - wenn nicht sogar unhöflich. Nimmt Hauser ernsthaft an, dass die Zusatzinformation im Moment für die Mutter von Interesse ist?

(Für den Leser sicherlich - aber Hauser wird ohnehin nicht müde, die Bekanntschaft zwischen Opfer und eigener Tochter zu betonen.)

* Der Polizei entkommt ein Verdächtiger auf ärgerlich leichte Weise. Sie findet ihn wieder, weil er sich auf eine Zigarette vor die Tür gestellt hatte. Ich finde es außergewöhnlich höflich und begrüßenswert, dass besager Verbrecher demjenigen, bei dem er Unterschlupf gefunden hatte, die Wohnung nicht verqualmen wollte, wirklich. Und so realistisch!

* Ein Charakter begeht Suizid, indem er so lange mit dem Kopf gegen eine Wand rennt, bis ihm der Schädel bricht. Das ist derartig lächerlich, dass ich mir weitere Worte dazu sparen möchte.

* Elke lässt sich auf einen verurteilten Kindermörder ein, der (natürlich!) damals von Hauser überführt wurde, und glaubt an seine Unschuld - denn schließlich beteuert er sie ihr.

* Einer der Verdächtigen hat laut Polizeibericht einen IQ von 175. Ein beneidenswert hoher Wert, vor allem wenn man bedenkt, dass ab 130 die Hochbegabung beginnt und man Genies in den Regionen ab 150/155 wieder findet. Ich frage mich, wieso sich besagter Verdächtiger während des Showdowns dann benimmt wie ein Grenzdebiler.

* die promovierte(!) Psychologin (von Hauser Psycho-Tussi oder wahlweise Psychotante genannt) ist eine Schande für ihren Berufsstand. Das, was Hauser (und somit der Leser) über den Täter erfährt ist ... mhm ... geringqualifiziert.

* Hauser lobt die Psychologin für ihre Finesse während eines Verhörs - ich frage mich, wo er sie denn gesehen haben will.

* Der Showdown ist keiner. Viel zu kurz. Viel zu lächerlich. Vor allem wenn man bedenkt, dass ...

* Dass Hauser von der eher langsam begreifenden Sorte ist, habe ich bereits weiter oben erwähnt.

(SPOILER Ende)

 

Nach dem Showdown wird dem Leser mittels einiger überflüssiger Dialoge noch einmal haarklein erklärt, was vor sich gegangen ist. Ich möchte Herrn Rensch keine bösen Absichten unterstellen, aber ich als Leser fühlte mich von ihm deutlich unterschätzt.

 

 

Fazit

Ein Krimi für Leute, die sich weder an inflationär genutzen Fäkalausdrücken noch an Stereotypen stören. Eventuell ist das Werk auch als Satire zu versehen? Ich weiß es nicht. Meinen Geschmack hat es jedenfalls nicht getroffen.