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LiebesLächeln (Rotheburg-Kurz-Krimi) [Kindle Edition]
von Monika Dieck
Klappentext / Kurzbeschreibung
"Töten, was man liebt, denkt sie und geht." Layla von Rotheburg bekommt es jeden Tag mit dem Tod zu tun. Als Hauptkommissarin der Kölner Mordkomission ist sie einiges gewohnt. Doch als ihre eigene Liebe von den Schatten des Todes berührt wird, gerät sie persönlich in den Sog des Bösen.
Inhalt und Umsetzung
Die beiden wichtigsten Punkte zuerst:
1. diese Kurzgeschichte bricht mit dem Stil der anderen Rotheburg-Krimis, die mir bisher bekannt sind ("Leichen der Großstadt", "Schwarzer Tod" und "Chocolate Crime"; in der angegebenen Reihenfolge gelesen).
2. diese Kurzgeschichte ist kein Krimi
Aber von Anfang an:
Wie gewohnt hat Frau Dieck das Handwerk im Griff: Orthographie, Interpunktion, Grammatik und Layout (Blocksatz) sind stimmig.
Hier und dort schleichen sich ein paar Fehler ein: phantasierte wird neuerdings mit einem "f" geschrieben, auf Seite zwei gibts ein Leerzeichen zu viel und dafür ein Komma zu wenig (vgl. auch Zitat). Während auf dem Cover "Liebes-Lächeln" angepriesen wird, steht sowohl auf der Amazon-Verkaufsseite als auch in der Geschichte selbst "LiebesLächeln". Alles in allem also Lappalien.
Die Geschichte ist in der dritten Person Singular überwiegend im Präteritum verfasst. Manchmal gibt es Abschnitte, die ins Präsens wechseln.
Das was ich noch ausgiebig in den Geschichten "Schwarzer Tod" und "Chocolate Crime" beanstandet habe - die massive Überbevölkerung - ist hier nicht zu finden. Hier geht es ausschließlich um Layla von Rotheburg und ihre Beziehung zu Männern.
Die Autorin schafft es - wie hätte ich es auch anders erwarten können? - selbstverständlich auch in dieser Geschichte, die Klamotten der Rothenburg unterzubringen:
"Als er sich von hinten näherte und ihren Kurzledermantel abstreifte, spürte sie ein Verlangen, das ihr endlos schien."
"Wie in Trance sah sie die Perlen über den Boden rollen, die er in seiner Wut von ihrem Shirt gerissen hatte."
Aha. Da sindse wieder: der fast schon legendäre viktorianische Kurzledermantel und die Perlen. Aba na jut. Is ja ne Kurzgeschichte, die nicht in einer Anthologie mit den anderen zusammengefasst ist, von daher sollte ich wohl nicht weiter darauf herumreiten.
Wer sich jetzt übrigens erhofft hat, dass die Kurzledermantel-Abstreif-Aktion in einer heißen, erotischen Szene gipfelt, der dürfte schwer enttäuscht sein. (Ätschibätschi)
Das Folgende ist nämlich schon das Höchste der Gefühle:
"Man wird, phantasierte sie, verschlungen, verzehrt, geradezu aufgesogen. Das ist der Berg. Der Gipfel, nach dem wir suchen. Das LiebesLächeln. Der Gottesberg."
Frau Dieck verlegt sich in dieser Kurzgeschichte offenbar darauf, dem Leser eine nachdenkliche Kommissarin zu präsentieren, die ihre Schwächen auslebt - und das obwohl Layla genau diese hasst. ("Und Schwäche konnte sie nicht ertragen.")
Ich bin davon überzeugt, dass die Autorin ganz genau weiß, dass die soeben zitierte Aussage in der Erzählung ad absurdum geführt wird. Ich bin mir nur nicht so sicher, ob die Rothenburg sich dessen (in letzter Konsequenz) bewusst ist - obwohl sie sich selbst für ein ausgesprochenes Cleverle hält: "[...] dass sie in ihrem Denken stärker differenzierte als er es von anderen gewohnt war." (Das soll übrigens keine negativ- sondern im Gegenteil eine positiv-Kritik meinerseits sein.)
Aaaah, Positiv und Negativ. Das bringt mich direkt zum nächsten Stichwort. Die Mordkommissarin lebt mit einem Philosphen unter einem Dach, was dazu beiträgt, dass sie sich selbst als Hobby-Denkerin versucht:
""Das Böse existiert nur, weil es das Gute gibt.""
"[...] sie [...] die Existenz des Guten verflucht hatte, weil es das Schlechte nicht in den Griff bekam. Jedes Verbrechen erinnerte sie daran, dass das Licht des Positiven zu schwach war."
Aha? Hat sie das von ihrem Dachstuhl-Philosophen Dach gelernt? Und hat besagter Philosoph eigentlich vergessen zu erwähnen, dass es das "Böse" und das "Gute" gar nicht gibt?
T'schuldigung, aber das ist zumindest meine Philosophie. Mir ist "Gut" - "Böse, Schwarz -Weiß, Richtig - Falsch, Apfel -Birne, Pizza - Pasta ... einfach zu platt.
Nun ja, es wird jedenfalls konsequenterweise in der Kurzbeschreibung ein "Sog des Bösen" angepriesen. Ich weiß, ich überstrapaziere es, aber: Aha?
Nein, nein, wirklich nicht. Ein Sog hab ich nicht verspürt. Hätte ich nicht von Anfang an vor gehabt diese Geschichte zu rezensieren, hätte ich nicht einmal ein laues Lüftchen bemerkt. Klar, Frau Dieck berichtet in der Erzählung von Vorgängen die einen Sog beschreiben - aber sie zeigt sie nicht. Kennen Sie sicher, die oftmals (zu recht) zitierte Weisheit: "show, don't tell". Ich weiß also, dass die Rothenburg ein paar sehr persönliche und tatsächlich schreckliche Probleme mit sich herumschleppt, aber ich habe nichts, aber auch gar nichts davon gefühlt. Und daraus resultierend ist mir das Schicksal der Kommissarin piep-schnurz-egal.
Gibts in diesem Kurz-Krimi eine Handlung, welche die Bezeichnung "Krimi" überhaupt rechtfertigt? Weiter oben habe ich das rigeros negiert. Und ich bleibe dabei. Es gibt zwar ein Verbrechen, ja, sogar die Andeutung eines Dramas, aber für einen Krimi reicht es dennoch nicht. Denn ein Krimi sollte - zumindest meiner Meinung nach (aber ich lasse mich da gern berichtigen) - einen Spannungsbogen aufweisen. Und den habe ich in "LiebesLächeln" nicht gefunden. Selbst nach zweimaligem Lesen nicht. Man kann mir also nicht vorwerfen, ich hätte nicht gründlich gesucht.
Wie finde ich diese Geschichte?
Sie ist schlechter als "Leichen der Großstadt", aber besser als "Schwarzer Tod" und "Chocolate Crime".
Zusatzbemerkung:
Ich bin mir nach wie vor unsicher, was Monika Dieck mit ihrer Protagonistin eigentlich bezweckt. Satire ja oder nein? Ich weiß es immer noch nicht.
Fazit
Wer auf einen Krimi hofft, der sollte sich diese Kurzgeschichte nicht zulegen - wer sich hingegen mit der Gedankenwelt der Rothenburg beschäftigen will, kann durchaus zugreifen.