... meine Rezensionen
Leichen der Großstadt (Rotheburg-Kurz-Krimi) [Kindle Edition]
von Monika Dieck
Klappentext / Kurzbeschreibung
Kriminalhauptkommissarin "Layla von Rotheburg" von der Kölner Mordkommission weiß, was sie will, und nimmt sich, was sie braucht. Doch ihre dunklen Sehnsüchte werden schneller gegen sie
verwendet, als sie vermutet hätte.
In ihrem viktorianischen Kurzledermantel und den nietenbesetzten Shirts wirkt sie unbesiegbar, wäre da nicht das Wissen eines Intendanten, der ihr die Grenzen ihrer Dominanz aufzeigt.
Inhalt und Umsetzung
Na, das ist wohl die kürzeste Kurzgeschichte, die ich bisher gelesen habe. Immerhin handelt es sich um ganze neun Seiten (Angabe: Amazon).
Und es fängt auch schon recht appetitlich an:
"Es roch nach Katzenurin und Erbrochenem."
Die Protagonistin Hauptkommissarin Layla von Rotheburg, über deren eigenartigen Namen man sich streiten kann, wenn man denn möchte (ich möchte nicht), macht bereits auf der ersten Seite einen toughen Eindruck: Sie flucht und sie raucht. Das gefällt mir schon mal gut - vor allem in Zeiten, in denen man als Niktoinsüchtige stets das latente Gefühl hat, sich bei der Gesellschaft für sein Staatskassen-füllendes Hobby entschuldigen zu müssen.
Layla zieht ohne Schminke, mit zerzausten Haaren und in dem - schon in der Kurzbeschreibung erwähnten - Kurzledermantel in eine Gegend, deren Gesamterscheinung zu wünschen übrig lässt. Und natürlich ist Layla trotz ihrer ungepflegen Aufmachung hinreißend attraktiv.
Leider. Ich hätte es mir gewünscht, wenn die Autorin hier etwas realistischer geblieben wäre: zerzauste Haare, drei ungeduschte Tage und chronische Schlaflosigkeit lassen Frauen eher selten attraktiv wirken. Ich weiß das - ich bin eine ;-)
Darüberhinaus neigt die Protagonistin dazu recht "poetische" Kommentare von sich zu geben:
"Es riecht nach Miezen, fluchte sie innerlich, aber es stinkt nach Mäusen."
oder auch
""Ihre Villa zollt dem Reichtum, ihr Herz dem verwesten Mitgefühl""
Das verbuche ich unter dem interessanten Stilmittel der Autorin, den sie auch bei ihrem anderen Protagonisten durchblitzen lässt:
"Die Ewigkeit aus Stahl und Beton haben die Frau in den Abgrund des Hades gezogen."
Schön. Das könnte ein wenig zu viel des Guten sein, vor allem wenn es darum geht, jedem Charakter eine eigene Note zu verpassen. Dennoch: die Wortwahl erinnert mich irgendwie an die alten Phillip Marlowe Geschichten von Raymond Chandler. Gefällt mir - und lässt mich auch über die überirdische Attraktivität Laylas hinweg sehen. Das gehört wohl einfach dazu.
Was mir auch sehr gefällt: offenbar gibt es in jedem Keller eine Leiche.
Einen Knall am Ende (im Sinne von finalem Twist) gibt es allerdings nicht. Ich bin mir jedoch noch nicht sicher, ob ich einen vermisse. Unterhaltsam ist diese Kurzgeschichte allemal.
Orthographie, Interpunktion und Grammtik sind stimmig - das ist immer wieder eine lobende Erwähnung wert, wenn es sich um günstige Kindle-Produkte handelt. Hier und dort existieren zu viele Leerzeichen. Nichts, das das Lesevergnügen eintrüben würde - auch wenn ich persönlich nicht verstehen kann, was daran so schwer sein soll, überflüssige Leerzeichen zu eleminieren.
Fazit
Eine Kurzgeschichte in der Tradition des film noir.
Empfehlenswert.