... meine Rezensionen
Frischer Fang (Ein Kurz-Krimi) [Kindle Edition]
von André Klein
Klappentext / Kurzbeschreibung
In einer kleinen Küstenstadt erscheinen eines Tages Körperteile aus dem Nichts. Wem gehören sie? Und wer steckt hinter alledem? Folgen Sie Kommissar Baumgartner und seiner Kollegin Kommissarin
Momsen auf den Spuren ihres zweiten Falls in ein internationales Komplott voller Spannung und Wortwitz.
Inhalt und Umsetzung
Ja, ja. Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Damit meine ich übrigens mich. Ich habe mir diese Kurzgeschichte heruntergeladen, weil mir die Diskepanz zwischen "Kurz-Krimi" und der Dateigröße (744
KB) aufgefallen ist.
Amazon bietet bei diesem E-Book nämlich (mal wieder) keine Seitenschätzung an.
Nachdem ich also auf Kaufen gedrückt hatte - ich wollte meiner Kindle-"App" die Seitenzahl abtrotzen - fiel mir der rote Klecks auf dem Cover auf: "Mit Illustrationen"
Vielleicht sollte ich mir angewöhnen, mal einen Blick auf die Buch"deckel" zu werfen? Das spart Verwirrung meinerseits. (Zur Info: es sind 341 Postionen. Das dürfte in etwa 30 bis 35 Seiten
entsprechen. Glaube ich jedenfalls.)
So viel zu meiner eigenen Schusseligkeit - komme ich also zum Kurz-Krimi:
Weil die Abbildungen mich aufs Glatteis geführt haben, werde ich mir die Freiheit nehmen, diese zuerst zu bewerten. Der Autor garniert sein Werk in regelmäßigen Abständen mit monochromen Bildern.
Jedem einzelnen Kapitel wurde eine in Grautönen gehaltene Abbildung zugeordnet. Die Bilder haben mich nicht überzeugt, da sie recht einfach, fast schon abstrakt gehalten sind. Aber ganz besonders
Kunst ist ja bekanntlich Geschmackssache.
Ich finde die Idee an sich jedoch sehr lobenswert. Da können sich andere Autoren durchaus etwas abgucken.
Auf der ersten Seite wird erwähnt, dass das Werk ursprünglich als Lernkrimi erschienen ist. Ich hatte keine Ahnung was damit gemeint ist, aber es gibt ja schließlich das weltweite Netz. Dort ist
zu finden, dass sich hinter der angegebenen Internetadresse ein Vertreiber für E-Books verbirgt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Sprachen zu lehren.
Das lässt mich hoffen, dass das Handwerkliche stimmt.
Und tatsächlich: Orthographie, Interpunktion und Grammatik sind löblich stimmig. Dafür ist mir aufgefallen, dass der Umgang mit den "Punkten" fehlerhaft ist. (jaja, manchmal strenge ich mich
ehrlich an, um Kleinigkeiten zu finden ^^)
""Weißt du", sagte Maria. "Ich mag dich sehr...""
""Das tut mir echt leid...mit deinem Urlaub.""
Meines Wissens nach werden die "drei Punkte" normalerweise von Leerzeichen flankiert.
Zudem habe ich gelernt, dass man sich mit der korrekten Schreibweise von "das tut mir leid" nicht einig ist. Der Duden sagt, dass "Leid" groß zu schreiben ist. Aber dem wird an verschiedener
Stelle im Netz vehement widersprochen (z.B. hier: www.rhetorik-netz.de/rhetorik/PDF/Duden.pdf).
Das Layout ist (leider nicht konsequent) im Blocksatz gehalten.
Allerdings - und ich nehme an, dass das dem Lernfaktor geschuldet ist - sind die Sätze recht einfach gehalten. Es gibt nur wenige Schachtelsätze.
"Ein kühler Wind blies über den Strand. Das Lagerfeuer war erloschen. Die Glut glimmte in der Dämmerung."
Ginge es nicht um den Lerneffekt, hätte der Autor sicherlich eine gewisse Finesse angewandt.
Eine ähnlich einfach gehaltene Sprache findet sich selbstverständlich auch im zweiten Kapitel:
"Kommissar Baumgartner lag auf einem Liegestuhl und rauchte eine Zigarette. Es war Juli und er trug einen Pullover. Der Pool leuchtete blau im Dunkel."
[Anmerkung: ich bin mir nicht sicher, ob es nicht "leuchtete blau im Dunkeln" heißen müsste. Ich wäre daher über eine Rückmeldung irgendeiner Art erfreut.]
Manchmal finden sich Formulierungen, die nicht unbedingt falsch sind, aber dennoch ungewöhnlich:
"Aber mein Zimmer schaut auf den Parkplatz."
Zum Ausgleich finden sich Begriffe, die mich - als Biologe - sehr freuen:
"[...] vom Handwurzelknochen bis zu den distalen Phalangen."
Das heißt übrigens nichts anderes als von der Handwurzel bis zu den Fingerspitzen :o)
Worum geht es?
Die Jugendlichen Oskar und Maria finden in der Nordsee eine abgetrennte Frauenhand.
Kommissar Harald Baumgartner und Kommissarin Katharina Momsen werden auf den Fall angesetzt. Grabwski von der Spurensicherung klärt den Kommissar am Leichenfundort sowie (später) in der
Pathologie darüber auf, welche Schlüsse aus der aufgefundenen Hand gezogen werden können: sie wurde der Frau mit chirurgischem Geschick abgeschnitten, als diese mit Chloroform betäubt war. Zudem
wird ein Ehering mit der Gravur "Manus manam lavat" (übrigens in der Geschichte korrekterweise kursiv geschrieben) gefunden.
Aufgelockert wird die Geschichte durch den running-gag, dass Baumgartner aus dem Urlaub heraus geholt wurde, um sich des Falles anzunehmen. Darüber hinaus wird ein wenig auf das kollegiale
Verhältnis der beiden Kommissare eingegangen, was dafür sorgt, dass der Kurzkrimi an Charme gewinnt.
Was man jedoch nicht erwarten darf, sind eine dichte Atmosphäre oder ausführliche Beschreibungen. Dazu ist der Text zum einen zu kurz, und zum anderen sorgt die schlichte Sprache für einen naiven
Gesamteindruck. Manchmal fühlte ich mich an ein Buch für junge Erwachsene erinnert. Aber das ist ganz klar dem Lehranspruch des Textes zuzuschreiben.
Der Autor baut selbstverständlich Verdächtige auf:
Da wäre zum einen der Hausbootbewohner Krause, der sich auffällig verhaspelt, als er sich vorstellt. Dann gibt es noch den Goldschmied Meinike, der zufällig den lateinischen Spruch vor sich hin
murmelt, ehe die Hand auch nur Erwähnung findet. Dazu gibts noch den ukrainischen Verlobten der Toten, Borislav Tarasov. Und so gehts in dem Krimi munter weiter. Ein Verdächtiger nach dem anderen
betritt die Bildfläche. Und jeder scheint als Täter in Frage zu kommen. Es macht Spaß, sich als Leser auf die kleinen Hinweise zu stürzten, welche Herr Klein (mehr oder weniger) unauffällig
streut.
Die Auflösung ist routiniert und es fehlt ein überraschender "Knall". Solide Krimikost, würde ich meinen.
Fazit
Ein handwerklich gut umgesetzter Sprach-Lern-Krimi mit moderatem Spannungsbogen, der zum Miträtseln einläd.