... meine Rezensionen

Der Todesfluch [Kindle Edition]

von Johannes Bartels

 

Klappentext / Kurzbeschreibung

!!!Komplett überarbeitete Neuauflage!!!
Der Hass regiert die Leere, die Liebe das Paradies. Ich weiß es, denn ich war schon dort. Wie? Sie glauben mir nicht? Natürlich kann ich es Ihnen beweisen. Aber Zuerst glauben Sie, dass Sie gerade jetzt wach sind, wir uns gegenüber sitzen und reden?
Da muss ich sie leider entäuschen. Sie liegen in ihrem weichen, warmen Bett, während draußen ein schwerer Orkan wütet und im Kamin die letzte Glut glimmt. Ja, ich bin mir da ganz sicher. So sicher, wie ich hier und jetzt ihren Traum beherrsche.

 

 

Inhalt und Umsetzung

Die Kurzgeschichte (Amazon schätzt 15 Seiten) ist in der ersten Person Singular im Präsens verfasst. Der Erzähler spricht den Leser direkt an. Letzteres halte ich für eine erfrischende Art eine Geschichte aufzubauen. Gefällt mir gut, denn es zwingt mir Unmittelbarkeit auf.

Später im Text wechselt die Erzählperspektive teilweise in die dritte Person Singular und ins Präteritum.

 

Orthrographie, Interpunktion und Grammatik sind ausbaufähig. Zum Beispiel kann sich der Autor nicht entscheiden, ob er die Anrede durchgehend groß oder klein schreibt:

"Aber Zuerst glauben Sie, dass Sie gerade jetzt wach sind, wir uns gegenüber sitzen und reden? Da muss ich sie leider entäuschen."

Beides ist meines Wissens nach in Ordnung, nur konsequent sollte es sein. Außerdem scheint sich Herr Bartels nicht immer einig mit der korrekten Kleinschreibung ("zuerst") im Satz zu sein, und Tippfehler ("enttäuschen") sind ebenfalls zu finden. Es wäre also keine schlechte Idee gewesen, den Text einem Lektorat zu unterziehen.

Fehler in der Interpunktion wären durch ein Korrektorat ebenfalls zu vermeiden gewesen:

"Ich bin hier um ihnen ins Gewissen zu reden, [...]"

Ich habe die Unachtsamkeiten nicht genau gezählt, aber gefühlte fünf Mal pro Seite treten Fehler auf - wer sich während des Lesens an dieser Häufigkeit stört, für den ist die Geschichte nichts. Für mich persönlich war es jedenfalls "hart an der Grenze". Es hätte schon reichen können, wenn der Autor seinen Text nach ein paar Wochen in der Schublade selbst lektoriert hätte, um die Fehlerrate radikal zu reduzieren. Schade drum, dass er dies scheinbar nicht gemacht hat. Laut der Angabe im E-Book ist die Geschichte 1997 entstanden - Zeit genug also, zumindest einmal ein Rechtschreibprogamm (implementiert in OpenOffice oder MS-Office) drüber zu scheuchen.

 

Ich habe grade gesehen, dass in der Kurzbeschreibung (die übrigens die erste Seite der Kurzgeschichte darstellt und keine Inhaltsangabe im eigentlichen Sinne ist) gesagt wird, es handle sich bei der von mir geladenen Fassung (06. Okt. 2012) bereits um die überarbeitete Version. Mhm ... ohne zynisch klingen zu wollen: wie sah der Text denn dann vorher aus?

 

Worum geht es in dieser Kurzgeschichte?

Ohne zu viel zu verraten, handelt sie von einem Widergänger (oder besser gesagt: "nicht-Engel"), der dem Leser erzählt, wie er aus einer Telefonzelle heraus, ein Kleinkind und seine Mutter beobachtet. Der Autor wechselt mehrmals die Perspektive, um die Geschehnisse einer Nacht zu beleuchten.

 

Hat mich die Geschichte mitgerissen? War sie spannend?

Nein. Leider nicht. Ich habe mit keiner der Figuren mitgefiebert. Obwohl hier und dort Humor und fast schon Zynismus durchblitzt und es durchaus Handlung gibt, empfinde ich die Figuren als fade und konturlos. Lediglich der zuerst auftretende Charakter hat ein wenig Substanz. Aber unglücklicherweise nicht genug, als dass ich ihn als sorgfältig gezeichneten Protagonisten wahrgenommen hätte. Möglicherweise spielt da aber auch meine Unzufriedenheit über die mangelhafte Orthograhie mit hinein.

Am Ende bleibt eine nette Idee, die nicht gut umgesetzt wurde. So wie sie aktuell ist, gefällt sie mir jedenfalls nicht.

 

 

Fazit

Diese Geschichte krankt trotz (angeblich) erfolgter Überarbeitung an einer ärgerlich hohen Fehlerdichte und zu wenig Substanz. Da könnte (und sollte) noch einiges nachgebessert werden.