... meine Rezensionen

Der Park [Kindle Edition]

von Benedikt Behnke

 

Klappentext / Kurzbeschreibung

Während eines "Zoobesuches" verschwindet die kleine Toni spurlos. Der Erzähler begibt sich auf eine surreale Reise hinter jeder Wirklichkeit ...

Der Leser kommt sich vor wie in einem Traum. "Der Park" nimmt einen mit zurück ins Kindsein, in die Zeit der Albträume, der atemlosen Angst und eine Welt ohne Gesetze. "Der Park" ist ein kindliches Stück Abenteuer, allerdings hauptsächlich für Erwachsene.

 

Oben angekommen überkam mich ein leichter Schwindel. Mein Herz raste, der Wind riss an meiner Jacke und ich war schweißgebadet.
"Toni!" rief ich, bemüht um klare Sicht. Nebel ränderten mein Sichtfeld rot, machten mich wanken. Entweder bebte die Erde oder meine Knie zitterten wie Espenlaub. Alles verkam zur Unwirklichkeit.
"Wunderhund!"
Ein Schrei, der mir wie Schrecken in die Glieder fuhr. Sie war nah.
"Toni!" rief ich wieder. Im Treibsand meines Augenwinkels gewahrte ich Bewegung. Nichts. Abgesehen vom Grau und Braun eines Nassaquarells.

 

 

Inhalt und Umsetzung

Mit 237 Positionen (sechs geschätzte Seiten) ist diese Kurzgeschichte eine seiner längeren des Autors Benedikt Behnke. Bisher habe ich "Teufelsschlund", "Der Dunkle", "Feuerteufel", "Die Harley" und "Mord?" von ihm gelesen.

 

Das Handwerk ist wie gewohnt stimmig. Orthographie, Interpunktion, Grammatik und Layout (Blocksatz) scheinen mir fehlerfrei zu sein. (Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die Anrede "Du" in der wörtlichen Rede groß geschrieben wird.)

Diese Geschichte ist in der ersten Person Singular im Präteritum gehalten.

 

Der Autor nutzt ungewöhnlich viele Synonyme für „sagen“ (auf zwei hintereinander folgenden Seiten fanden Verwendung: flüsterte, erwiderte, tadelte, erkundigte, witzelte, frotzelte, mutmaßte). Ich bin mir nicht sicher, ob er das in den anderen Geschichten genauso gemacht hat - zumindest ist es mir dort nicht aufgefallen.

 

Herr Behnke verwendet – wie auch schon in „die Harley“ und „Mord?“ einen leicht angestaubt scheinenden, aber dafür atmosphärisch dichten Sprachstil.

„Eine Bezeichnung, die mich schmunzeln machte.“

„Ich hatte schon etliche Tiergärten besucht, deren „außergewöhnliches“ Repertoire mir im Nachhinein wenig mehr als mittelmäßig erschienen war.“

 

Ein namenloser Protagonist ist in der Zeitung auf der Suche nach einer besonderen Attraktion. Er stößt auf den Artikel zu einem Zoo, der durch die Printmedie als „Park für außergewöhnliche Tiere“ beworben wird.

Für den Zoo war ein Stück Land, irgendwo „zwischen Bad Neustadt und Bad Kissingen“, erworben und einem „Terraforming“ unterzogen worden.

„Man sprach von prähistorischen Insekten, Geschöpfen aus den entlegensten Teilen der Erde.“

Besondere Attraktion ist offenbar ein wolfsverwandtes Raubtier, das seine Erscheinung chamäleongleich der Umgebung angleichen kann.

All das zusammen genommen hat mir den ersten Eindruck einer Sci-Fi-Geschichte vermittelt.

 

Irgend etwas scheint mit dem Protagonisten nicht zu stimmen.

„Ich erhob mich und … taumelte, denn mir wurde schwarz vor Augen. Ich blinzelte und war einen Augenblick wie gelähmt. Doch das Unglaubliche geschah. Die Dunkelheit wich der Wirklichkeit.“

Der Protagonist schlägt vor, mit seiner Freundin Tanja und ihrer kleinen Schwester Toni (Antonia) den Tierpark zu besuchen. Tanjas andere Geschwister Felix, Max und Samira lassen es sich nicht nehmen, das Pärchen ebenfalls zu begleiten.

Im Park ("Es war ein urtümliches Paradies, ein Garten Eden") verschwindet Antonia und der Protagonist macht sich auf die Suche durch das dichte, bedrohliche Unterholz.

 

Dies ist in meinen Augen wieder eine der stärkeren Geschichten Herrn Behnkes, (auch wenn ich mich als Biologe etwas daran gestoßen habe, dass einem Carnivora (Raubtier) Eigenschaften unterstellt werden, die dieses Taxon niemals besessen hat - selbst zu prähistorischen Zeiten nicht ;-) )

 

 

Fazit

Spannende Kurzgeschichte, die einen urgeschichtlichen Park zum Thema hat.