... meine Rezensionen
von Benedikt Behnke
Klappentext / Kurzbeschreibung
"Rachedämonen der übelsten Sorte existieren nicht nur in den Köpfen der Menschen, sondern auch in ihren Kellern ..."
Gerade jetzt, wo doch eigentlich Fußball läuft, soll Sven seiner Verlobten Bea beim Hausputz zur Hand gehen. Natürlich sträubt er sich. Schließlich willigt er aber doch ein, und die
beiden machen eine schicksalsträchtige Entdeckung: Im Keller finden sie ein Amulett, das - so ihre Recherchen - einen alt-algerischen Rachedämon zeigt. Und es dauert nicht lange, bis
dieser Besitz von ihnen ergreift ...
Inhalt und Umsetzung
Dies ist die dritte Kurzgeschichte, die ich vom Autor Benedikt Behnke gelesen habe, und zugleich die letzte, die er zur Zeit auf Amazon zum Kauf anbietet. Zudem ist sie mit 842 Positionen (oder 13 von Amazon geschätzten Seiten) die längste seiner Erzählungen.
Das erste Mal lese ich eine Kurzgeschichte von Herrn Behnke, in der er sich nicht für einen ich-Erzähler sondern für die dritte Person Singular im Präteritum entschieden hat. Normalerweise ziehe ich die erste Person Singular vor – am Liebsten noch im Präsens –, da sie es ermöglicht, den Leser direkt an die Figuren heranzuführen. Dennoch schafft es der Autor, ausreichende Nähe zu seinen Protagonisten aufzubauen, so dass ich als Leser teilweise mitten im Geschehen war.
Bei der Interpunktion ist sich der Autor treu geblieben: auch hier finden sich gehäuft Ausrufezeichen – gern auch mal mitten im Satz. Was ich bei „Feuerteufel“ noch als Unterstreichung des gehetzten, ruhelosen Protagonisten empfunden hatte, stört mich in dieser Erzählung zugegebenermaßen ein wenig:
„Nicht, dass sie etwa Messis oder sonst wie unordentlich gewesen wären, nein, nein!, im Gegenteil, Sven war einfach nur zu faul, und Bea viel zu sehr damit beschäftigt, ihn hinten und vorne zu betüddeln, […] „Es ist aus!“, hatte sie gesagt. „Ab heute schmierst du deine Semmeln selbst!““
Dieser Textauszug macht zugleich die Beziehung zwischen dem Protagonisten Sven und seiner Freundin Beatrix deutlich: Er ist der Typ Mann, der sich gern mit einer Pulle Bier vor den Fernseher fläzt und es sich gut gehen lässt; während sie (wohl zum ersten Mal) den Druck auf ihn erhöht und mit Trennung droht, wenn er nicht langsam mal seine Wampe dazu bequemt, beim Aufräumen des von seinem Vater ererbten Hauses mitzuwirken.
Auch in dieser Geschichte zeigt sich Herrn Behnkes Affinität zum Kursiven:
„Nach dem seinerseits dann umso kürzeren Vergnügen war sie nämlich meistens gar nicht mehr eingeschlafen. Und wenn sie dann endlich wieder müde wurde, stand Sven schon wieder auf.“
Es entspricht nicht unbedingt meiner Vorliebe, wenn übermäßig häufig auf Kursivschrift zurückgegriffen wird. Eventuell hätte der Autor darauf verzichten können, indem er die Satzstellung verändert hätte. Aber es ist – wie vieles – vor allem Geschmackssache, ob man sich daran stört oder nicht.
Die Orthographie und die Grammatik sind durchweg stimmig, und ich kann nicht oft genug betonen, dass das bei Kindle-Produktionen einen gewissen Seltenheitswert repräsentiert.
Der Text wird durch den ein oder anderen saloppen Ausdruck aufgelockert, der ein lebendiges Bild der beiden Charaktere zeichnet: „letzte Kiste alten Plunder […] widerwillige Duldung seiner Mattscheibenabhängigkeit […] Kavenzmann von einem Schießgewehr.“
Andersherum nutzt der Autor Worte, die eher in eine Poe- oder eine Lovecraft-Erzählung passen, als in diese eher modern angehauchte Geschichte:
(Achtung! Beispiel könnte SPOILERN)
„Mit einem Mal kam ihnen ein Gestank entgegen, der an etwas Totes, Verdorbenes gemahnte, als hätten sie eine Gruft oder einen Sarg geöffnet.“
Nun, ob es unbedingt „gemahnte“ hätte sein müssen? Es scheint mir kein Wort zu sein, das ich mit Sven und Bea in Verbindung bringen würde und so verursachte bei mir eine Unterbrechung im Lesefluss. Ebenso hätte mir ein „und die beiden konnten ihre Arbeit vom Vortag fortsetzen“ besser gefallen, als „ihr Werk vom Vortage“.
(SPOILER ENDE)
Nun, ich bin manchmal recht pingelig, was Stilbrüche angeht – das muss jedoch nicht jedem so gehen.
Die Geschichte liest sich insgesamt jedoch flüssig und angenehm. Die Protagonisten handeln ihrer Naivität entsprechend und so ist der Fortgang der Erzählung abzusehen. Es ist dem Schreibtalent des Autors zu verdanken, dass sie dennoch nicht an Spannung einbüßt.
Manchmal fühlte ich mich an Wolferl Hohlbein erinnert, wenn es heißt:
(Achtung SPOILER)
„Nur das Mahlen zweier Wände, zwischen denen sich etwas Unheimliches, Unmögliches bewegte […]“ oder „getunkt in rotes, bitterböses Licht“
Aber Herr Behnke übertreibt es damit nicht und die „falschen Perspektiven“, die „Tentakeln“ und die „Abwesenheit von Licht“ bleiben dem Leser glücklicherweise erspart ;o)
(SPOILER ENDE)
Das Ende ist etwas unbefriedigend, denn die Erklärungen die bis kurz vor Schluss gefehlt haben, werden in den letzten eineinhalb Seiten nachgereicht. Der allerletzte Satz entschädigt jedoch ein wenig dafür und zaubert ein Grinsen aufs Gesicht des Lesers – ebenso die späte Selbsteinsicht des Protagonisten. Die Sache mit dem Hausputz kann nämlich durchaus auch als Svens Selbstfindungstrip verstanden werden.
Huch, schon wieder ist eine Rezension länger geworden, als sie es für eine Kurzgeschichte sein müsste. Aber was solls ...
Von mir gibt es zu „Der Dunkle“ summa sumarum ein „ganz gut“, da ich die Relation zu seinen beiden anderen Erzählungen – welche sich deutlich von dieser hier unterscheiden und meiner Meinung nach besser sind – halten möchte.
Fazit
Lebendige, dämonische Geschichte um einen lange überfälligen „Frühjahrsputz“.