... meine Rezensionen
Chocolate Crime (Rotheburg-Kurz-Krimi) [Kindle Edition]
Klappentext / Kurzbeschreibug
Ich werde ein Sabbatjahr anmelden, dachte Hauptkommissarin Layla von Rotheburg, als sie die Pistole zog. Wenn die Arbeit das Glück überlagert, wurde sie sich bewusst, helfen auch keine Perlen mehr. Mit der Waffe in der Hand sah sie gedankenverloren an ihrer engen Stiefeljeans hinunter, die von Nieten und Perlenbändern durchsetzt war, öffnete den obersten Knopf des ledernen Kurzmantels und atmete tief durch. Mit leisen Schritten näherte sie sich dem Hauseingang, hinter dem das Böse lauerte.
Inhalt und Umsetzung
Dies ist, nach "Leichen der Großstadt" und "Schwarzer Tod", die dritte Kurzgeschichte von Frau Monika Dieck, die ich gelesen habe.
Vieles von dem, was ich in den anderen Rezensionen bereits schrieb, trifft auch hier zu:
Wieder ist die Protagonistin Kommissarin Layla von Rotheburg, die katzenartig schön ist, einen Fable für ihren viktorianischen Kurzmantel hat und zudem die personifizierte Erotik darstellt. Wäre ich in einem Forum unterwegs, würde ich an dieser Stelle einen augenverdrehenden Smilie einfügen - aber da bin ich zur Zeit ja nicht. (Dazu weiter unten noch eine Anmerkung.)
Das Handwerk ist gewohnt professionell gestaltet: Orthographie, Interpunktion, Grammatik und Layout sind stimmig. Gewählt wurde die dritte Person Singular im Präteritum. Einmal wechselt die Autorin versehentlich ins Präsens ("Er schweigt.")
Dafür fällt ein klischeebeladener Stil bereits im zweiten Satz auf.
""Wie bitte?"; empörte sich Erna und warf ihre lange Lockenmähne nach hinten."
Lockenmähne, die nach hinten geworfen wird ... aaaah ja.
Aber das im Zusammenhang mit dem Namen Erna (ihreszeichens natürlich Model) find ich irgendwie klasse.
Dann gibts noch Frieda von der Modelagentur "Katharina von Seligendamm", die über drei Seiten mit Erna darüber streitet, ob es karrierefördernd ist, sich "halbnackt in einen Holzbottich mit flüssiger Schokolade" zu hocken.
Weiter gehts mit Jürgen Rietz, dessen Freundin Erna (die von oben) entführt wurde - und natürlich mit der Protagonistin der Rothenburg-Krimis: Layla.
Abgerundet wird die Personeneinführung (jedenfalls die bis Seite vier) von Wan Li-Jan, dem asiatischen Polizisten, mit dem Layla gern zusammenarbeitet, da sie sich "blind auf ihn verlassen kann".
Damit es ausreichend Verdächtige gibt, wird auch noch der Fotograf Martin Stilla ins Spiel gebracht.
Tjoah, und das wars dann auch schon.
Während die Kommissarin ihrem Kollegen "verführerisch" (Zitat!) einen Schokoriegel anbietet, hat sie dann den falllösenden Geistesblitz ...
Hä?
Welcher Fall?
Ah sooo ... der Fall, der auf Seite fünf in drei, vier Zeilen angedeutet wurde.
Die Geschichte wird mit einem finalen Twist aufgelöst.
Mhm ... jedenfalls wenn man das so nennen will.
Hinweise gibt es nicht. Nachvollziehbar sind die Schlüsse der Kommissarin ebenso wenig.
Aber was solls?
Dafür habe ich wieder einmal gelernt, dass die Rotheburg auf Nieten, Stiefel, Perlen und ihren heißgeliebten viktorianischen Kurzmantel steht. Ah, und dass der Cortex am besten funzt, wenn er fleissig mit Glycose versorgt wird. Ist doch auch mal was.
Die Handlung der Kurzgeschichte ist ähnlich überfrachtet wie in "Schwarzer Tod". Schon bei dieser Geschichte hatte ich mich darüber gewundert, wie man als Autor auf die Idee kommen kann, eine Kurzgeschichte (und damit den armen Leser) mit Handlung und Charakteren schier zu erschlagen. Und schon damals habe ich der "chandlerischen" (Phillip Marlowe) Atmosphäre nachgetrauert, die ich noch in "Leichen der Großstadt" spüren konnte.
Hier schafft es die Autorin die Beschreibungen entgültig gen Null zu fahren und alles zu eleminieren, was in irgendeiner Form Flair verbreiten könnte. Was bleibt, ist ein grob gezimmerter Plot und Langeweile.
Ich frage mich immer mehr, ob Frau Dieck ihre Protagonistin (und alle anderen Charaktere) ganz bewusst mit Attributen ausstattet, die vor allem eines schreien: Klischee!
Immerhin hat sie eine Examensarbeit im Fachbereich Germanistik geschrieben, und daher gehe ich schwer davon aus, dass sie Ahnung vom Frauenbild in der (Unterhaltungs-)literaur haben sollte - die Grundlagen die sie bräuchte, um eine bissige Satire aufzubauen, hätte sie also.
Ich bin mit mir meiner Vermutung aber noch nicht ganz sicher, denn: für eine fassettenreiche Figur ist die Rothenburg ganz sicher zu platt - für eine Satire jedoch bei weitem nicht überspitzt genug. Ich werde mir jedenfalls gleich noch "Liebeslächeln" vornehmen, um mir ein (hoffentlich) abschließendes Bild zu schaffen.
(Vielleicht mag mich die Autorin aber auch aufklären? Mein Nick ist googlebar, sollte sie sich nicht auf Amazon äußern wollen ...)
(Oder ... ganz krude Idee: testet sie grade für eine weitere Arbeit aus, wie weit sie als Autorin mit ihren Geschichten gehen kann, ehe sich die Leser vollkommen genervt und verwirrt von ihren Werken abwenden?)
Fazit
Kurzgeschichten brauchen Atmosphäre - und keinen überfrachteten Plot.