... meine Rezensionen
48 Minuten [Kindle Edition]
von Renée Corrilla
Klappentext / Kurzbeschreibung
Der ehemalige Astronaut Michael Collins wird von einem Journalisten besucht, der sehr bald das Misstrauen der Raumfahrtlegende erregt. Und für beide nimmt das Interview eine dramatische und unerwartete Wendung.
Inhalt und Umsetzung
Der Protagonist Michael Collins erzählt die Geschichte aus der ersten Person Singular im Präteritum. Wie bereits zu
anderen Gelegenheiten erwähnt, mag ich diese Form einer Erzählung gern, da sie die Identifikation erleichtert und den Leser schnell eintauchen lässt.
Der Text ist flüssig und angenehm zu lesen, grobe Schnitzer in Orthographie, Interpunktion oder Grammatik sind mir nicht aufgefallen. Ein überflüssiges Leerzeichen ist mir ins Auge gesprungen - aber auch nur, weil ich nach Ungenauigkeiten gesucht habe.
(Dies erwähne ich nur, weil es sich um eine Kindle-Produktion handelt und auf Fehlerfreiheit leider nicht immer obligatorisch geachtet wird.)
Mr. Collins, seines Zeichens Träger der Freiheitsmedaille, bekommt Besuch von Brian Scott, der - ganz Stereotyp (oder auch nicht?) - nach Rauch, Schweiß, Sorgen, Schlaflosigkeit und Energy Drinks
(statt Scotch - aber dafür haben wir ja den Namen) duftet.
Scott interviewt Collins, der in seine Hündin Luisa vernarrt ist, bezüglich seines Mondfluges. Offenbar ist Scott schlecht auf das Gespräch vorbereitet, unterstellt er dem Protagonisten doch,
dass dieser der erste Mensch auf dem Erdtrabanten gewesen sei. Erstaunlich geduldig klärt ihn Collins darüber auf, dass er in der Columbia gewartet hatte, während seine Kollegen mit der Eagle auf
der Mondoberfläche gelandet waren - und fragt sich so langsam, was dieser Journalist eigentlich von ihm will ...
Diese Kurzgeschichte lebt von ihren Dialogen, die durchweg einen authentischen Eindruck hinterlassen haben, und das Gespräch wirft im weiteren Verlauf der Handlung eine interessante Frage auf.
Die Charaktäre selbst sind so liebe- und bisweilen humorvoll skizziert, wie ich es mir von einer Geschichte dieser Länge nur wünschen kann.
Das Ende ist ein wenig unspektakulär - allerdings muss ich einräumen, dass ein dicker "Knall" ihr ohnehin nicht gut getan hätte.
Kommen wir zu den Geschmäckern, über die sich bekanntermaßen nicht streiten lässt:
Die Autorin vermeidet es, dem Leser direkt im ersten Satz ihrer Kurzgeschichte einen Wetterbericht vorzusetzen - dafür holt sie es dann auf Seite drei umso blumiger nach: "Es war ein kühler Herbsttag, die Sonne hatte den ganzen Tag mit dem Hochnebel gekämpft und sich doch nicht wirklich durchsetzen können." Meiner Meinung nach muss das nicht unbedingt sein. Vor allem nicht in einem solch kurzen Text - trägt es doch nichts zur eigentlichen Geschichte bei. (Ich persönlich reagiere allergisch auf überflüssige Wetterinformationen in (Kurz)geschichten.)
Der Text hätte als Blocksatz gelayoutet werden können. Dass er es nicht ist, störte mich jedoch nicht und fiel mir ohnehin erst nach etwa der Hälfte der Lektüre auf.
Fazit
Für Freunde der leisen, nachdenklichen Unterhaltung absolut zu empfehlen.