Twixt
Twixt - Virginias Geheimnis (Mystery-Gothic-Horror)
von Francis Ford Coppola
Klappentext / Produktbeschreibung (Quelle: Amazon)
Ein drittklassiger, dem Alkohol nicht abgeneigter Autor von Gruselgeschichten macht auf seiner Lesereise in einer verschlafenen Kleinstadt Station. Der schrullige Sheriff des Ortes erzählt ihm vom mysteriösen Mord an einem jungen Mädchen. In derselben Nacht erscheint dem Schriftsteller der Geist der jungen V, die ihn durch die Stadt führt und in deren dunkle Geheimnisse einweiht. Er ist sich nicht sicher, inwieweit sie mit dem Verbrechen zu tun hat, kommt aber doch die Begegnung möglicherweise mit der eigenen Vergangenheit ins Reine.
Inhalt und Umsetzung
Stehen Sie auf skurrile Bildsprache? Mögen Sie es, wenn Traum und Wirklichkeit verwischen? Können Sie sich mit Charakteren anfreunden, die nicht alle Tassen im Schrank haben?
Falls nein, dann besuchen Sie bitte eine andere Seite auf meiner Webpräsens, denn dann ist diese Rezension nichts für Sie - weil der Film nichts für Sie ist.
Sie sind lesen also weiter?
Schön.
Also mal sehen: der Offsprecher (dt.: Jan Spitzer) erzählt, wärend der Kamerafahrt über die Kleinstadt Swan Valley, deren Hintergrundgeschichte.
Er berichtet von einem Glockenturm, der sieben Zifferblätter hat und in dem das Böse haust. Er redet vom Sheriff Bobby LaGrange (Bruce Dern, Synchronsprecher Otto Mellies), der in seiner Freizeit Fledermaushäuschen zimmert. Er führt den Protagonsiten Hall Baltimore (Val Kilmer, Synchronsprecher: Torsten Sense) ein. Seines Zeichens ein drittklassiger Horrorschriftsteller - oder, wie er auch einmal treffend genannt wird, "Grabbeltisch-Stephen-King".
Hall versucht sein neuestes Werk, "Witch Hunter (dt.: Hexenjäger)", in der Kleinstadt zu promoten. Weil das Nest jedoch so klein ist, dass es nicht einmal über einen Buchhandel verfügt, verschlägt es ihn in die Eisenwarenhandlung. Dort verbringt er Stunden, ohne auch nur ein einziges Exemplar an den Mann (respektive die Frau) zu bringen. Na ja, das stimmt nicht ganz: der Sheriff kauft ihm eines ab und bietet gleichzeitig an, dass Baltimore und er ein Buch zusammen verfassen sollten, weil es in Swan Valley einen Massenmord gegeben hat.
Hall lehnt ab. Wer kann es ihm verdenken?
Der Zuschauer erfährt, dass der Protagonist dem Alkohol zugetan ist. So sehr, dass es seine Ehe gefährdet. Seine Frau leidet unter seiner Sucht, leidet unter den gemeinsamen Geldproblemen, leidet unter dem Tod der Tochter.
Baltimore hingegen versucht, die Ausbrüche seiner Frau zu ignorieren. Ein Internettelefonat würgt er damit ab, dass er den Laptop schließt und murmelt: "Wieso wissen Sie soviel über Hexen? ... Ich hab eine geheiratet."
Er erfährt, dass seinerzeit (1842) Edgar Allen Poe dem Städtchen einen Besuch abgestattet hatte. Um seiner Inspiration auf die Sprünge zu helfen, wandert er zum entsprechenden Hotel. Eine Plakette, die den berühmten Gast ehrt, begießt er ersteinmal feierlich mit den Resten aus seiner Rotweinflasche. Na, ob sich da zwei mit dem gleichen alkohollastigen Hobby gefunden haben?
Als er wieder von dem Hotel wegwandert, begegnet ihm ein Mädchen. "Vampyra", "V" oder "Virginia" wird sie genannt, erzählt sie ihm. Er wundert sich zwar, dass er Virginia zuvor nicht gesehen hat, plaudert aber mit ihr. Unter anderem über ihre Zahnspange und ihren eigenartigen Kleidungsstil (Stellen Sie sich Gothic-Klamotten in weiß vor oder werfen Sie einen Blick auf das Film-Cover).
Virginia bedauert, dass sie Halls Signierstunde im Eisenwarenladen nicht besuchen konnte, denn sie hat ihm etwas zu erzählen aber leider aufgrund der eigenartigen Turmuhr die Zeit vergessen.
Sie kommen wieder an dem Hotel vorbei, das jetzt - plötzlich - von dem Eisenwarenladeninhaber und seiner Frau geführt wird. Hall erfährt, dass im Fußboden des Hotels ein Massengrab verborgen liegt. Dort sind zwölf Kinder beerdigt. Das wird jedoch nur am Rande erwähnt, denn die Frau hat nichts besseres zu tun als ihre Gitarre zu zücken und zu singen, während ihr Mann in einen eigenartigen, wiegenden Tanz verfällt. Als Hall Baltimore das Hotel wieder verläßt (noch immer nicht sonderlich von den Skurrilitäten der Gastgeber beeindruckt) sieht er die toten Kinder aus dem Grab herausspringen und mit ihrem Ziehvater herumtollen. Und als wäre das alles noch nicht genug, trifft er auch noch auf Edgar Allen Poe.
Während sich der Zuschauer so langsam fragt, was der ganze Kram denn soll, wacht Hall auf, und es wird klar, dass es sich um einen Traum(?) gehandelt hat.
Angeregt durch die Geschichte, die er zusammengeträumt hat, macht er sich auf den Weg zum Sheriff LaGrange und will jetzt doch mit ihm zusammen das Buch über die Geschehnisse in Swan Valley schreiben. Denn er sieht seine Chance gekommen, die Schreibblokade zu überwinden ...
(Falls jetzt jemand befürchtet, ich hätte gespoilert, weil dieser Abschnitt so verdammt lang ist: keine Sorge, das habe ich nicht. Wir reden hier nur von den ersten 15 Minuten Film ...)
Sie lesen noch immer diese Rezension?
Ist es Ihnen nicht zu abgedreht?
Wunderbar. Dann machen wir weiter:
Der Film lebt von seiner Bildsprache.
Die Traumsequenz ist nahezu in schwarz/weiß gehalten. Die eigentlichen Farben lassen sich nur erahnen, während rot (und manchmal gelb) geradezu herausssticht. Falls Sie "Sin City" gesehen haben, wissen Sie was ich meine. Auch wenn diese Version etwas abgeschwächter erscheint, da die Konstraste nicht so hoch gestellt sind und die geisterhaften Figuren mit dem Weichzeichner nachgearbeitet sind und zusätzlich zum "Glühen" gebracht werden. Ich würde soweit gehen, zu behaupten, dass die Traumszenen eine Mischung aus "Sin City" und einem Tim Burton-Werk sind.
Aber auch die "normalen" Szenen zeichnen durch besondere Kameraarbeit aus. Schräge Winkel und ungewöhnliche Perspektiven wechseln sich mit Parallelschnitten ab, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn telefoniert wird. Dann sind die Bildausschnitte an den Ecken abgerundet - so dass sie in meinen Augen einen gewissen Retrolook erhalten.
Zwischendurch (ziemlich am Ende) gibt es 3-D-Sequenzen, die mit einer eingeblendeten Brille angezeigt werden. Wie gut diese Effekte umgesetzt sind, kann ich nicht beurteilen, da ich lediglich die 2-D-Fassung von "Twixt" kenne.
Für mich als begeisterten E. A. Poe Leser sind es selbstverständlich die Szenen mit diesem Autor, die mich besonders fasziniert haben. Es wurde mit Ben Chaplin ein Schauspieler gewählt, der dem historischen Vorbild recht ähnlich sieht. Die Melancholie, die dem echten Poe nachgesagt wird (und die man in seinen Werken gar nicht übersehen kann) wird von Chaplin schön eingefangen und glaubhaft wiedergegeben.
Tipp: es schadet nichts, sich mit einigen seiner Werke auszukennen. Ich empfehle "Eleonora", "Das ovale Porträt", "Der Untergang des Hauses Usher" und "Morella", um ein paar Beispiele zu nennen.
Es ist faszinierend dabei zuzusehen, wie Poe und Hall (bei reichlich Alkohol; schließlich sind beide Trinker) über die Arbeit als Autoren schwadronieren, sich Gedanken dazu machen, was eine gelungene Gruselerzählung ausmacht, wie man einen markanten Refrain herausarbeitet und wie man eine wirklich melancholisch schöne Geschichte kreieren kann:
(Achtung! SemiSPOILER)
Sie kommen zu folgendem Schluss: "Der Tod eines schönen Mädchens ist daher ohne Zweifel das poetischste Thema der Welt."
(SPOILER ENDE)
Ein anderer Aspekt ist die absolute ... mhm ... Verrücktheit der Charaktere, ihre eigenartigen Handlungen und ihre schrägen Dialoge.
Das hat mir eine Menge Spaß gemacht. Um ehrlich zu sein, halte ich diesen Film ohnehin eher für eine groteske Komödie als für einen Horrorfilm.
So ruft beispielsweise der Deputy Arbus (Bruce A. Miroglio, Synchronstimme: Olaf Reichmann) seinen Vorgesetzten an: "Sheriff? Der Schriftsteller ist hier im Büro." - Die ehrlich entrüstete Reaktion darauf: "Weiß er nicht, dass Sonntag ist?!"
In der örtlichen Leichenhalle ist zur Zeit eine Tote untergebracht - und der begeisterte Sheriff (der stets und ständig von sich in der dritten Person redet) hat nichts besseres zu tun, als den Schriftsteller zur Toten zu schleppen und sie ihm zu zeigen.
Der Sheriff hat sich übrigens bereits so einige Gedanken zu seinem Buchprojekt gemacht, das er "The Vampire Executions" nennen will. Angeregt durch die Leiche, hat er sich eine Maschine ausgedacht, mit der man einen Pflock ins Herz eines Vampiers treiben kann. Und weil er handwerklich begabt ist, hat er auch gleich ein Modell dazu gebastelt - inklusive Barbie-Puppe, die gepfählt wird (endlich mal ne vernünftige Verwendung für die Dinger ^^).
Es gibt eine recht lange Einstellung von Hall, während er versucht, seinen ersten Satz zu Papier zu bringen. Ganz wichtig ist seinem Verleger, dass der Roman eine ganz bestimmte Bedingung erfüllt: "Und kein Nebel auf dem See!" Erstaunlich, was Hall daraufhin alles einfällt ...und wie viele Synonyme es für "Nebel" gibt ^^
Mein liebster Seitenhieb ist das "Langschlaferol", auf das Baltimore zurückgreift, um möglichst schnell wieder ins Land der Träume zu gelangen.
Die Schauspielerische Leistung von Val Kilmer ist in Ordnung. Er ist mir um ehrlich zu sein, noch nie besonders herausragend aufgefallen. Seit er einige Kilos zugelegt hat, wirkt er meiner Meinung nach allerdings authentischer als früher. So gesehen passt er auf die Rolle des abgehalfterten, geplagten Schriftstellers, der am Rande der Existenz lebt und mit seinen Dämonen kämpft.
Bruce Dern ist erschreckend gut in der Rolle des durchgeknallten Sheriffs. Joah, ich nehme ihm ab, dass er auf einmal eine gepfählte Barbie aus dem Ärmel zaubert und voller Begeisterung von der aufgefundenen Leiche faselt.
Allen voran hat mich jedoch Ben Chaplin begeistert. Das mag natürlich an der optischen Ähnlichkeit zum historischen Poe liegen (vgl. Foto auf Wikipedia). ich glaube jedoch, da kommen noch das traurige Minenspiel und die seltsam verkrümmte Körperhaltung dazu.
Die deutsche Synchronfassung ist sehr gelungen. Ich kenne die englische Tonspur leider (noch) nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass Torsten Sense (Stammsprecher Val Kilmer) einen nicht unerheblichen Beitrag zur Glaubwürdigkeit des Protagonisten geleistet hat. Vor allem, wenn er besoffen vor sich hin lallt.
Des weiteren sind Otto Mellies (Sheriff) und Tobias Kluckert (Poe) verpfichtet worden, die ebenfalls hervorrangend gearbeitet haben.
Die Filmmusik ist - so wie der Rest des Filmes - schräg. Oft finden Streicher und/oder Halbtöne Verwendung. Es passt zur Szenerie, ohne allzu aufdringlich zu wirken und verleiht dem Film eine unheimliche, düstere und mysteriöse Atmosphäre.
Fazit
Nur was für Freunde eines schrägen, abgedrehten Mistery-Gothic-Horror-Komödien-Mixes die auch etwas mit einer sehr speziellen Bildsprache anfangen können.
Das gleiche Spiel wie immer, wenn ich eine meiner Rezensionen in gekürtzer Form Amazon zur Verfügung stelle: es folgt an dieser Stelle die zweite, stark beschnittene Fassung:
--- Klappentext / Produktbeschreibung ---
Ein drittklassiger, dem Alkohol nicht abgeneigter Autor von Gruselgeschichten macht auf seiner Lesereise in einer verschlafenen Kleinstadt Station.
[...]
--- Inhalt und Umsetzung ---
Stehen Sie auf skurrile Bildsprache? Mögen Sie es, wenn Traum und Wirklichkeit verwischen? Können Sie sich mit Charakteren anfreunden, die nicht alle Tassen im Schrank haben?
Falls nein, dann besuchen Sie bitte eine andere Seite, denn dann ist diese Rezension nichts für Sie - weil der Film nichts für Sie ist.
Sie sind lesen also weiter?
Schön.
Also mal sehen: der Offsprecher (dt.: Jan Spitzer) erzählt, wärend der Kamerafahrt über die Kleinstadt Swan Valley, deren Hintergrundgeschichte.
Er berichtet von einem Glockenturm, der sieben Zifferblätter hat und in dem das Böse haust. Er redet vom Sheriff Bobby LaGrange (Bruce Dern, Synchronsprecher Otto Mellies), der in seiner Freizeit
Fledermaushäuschen zimmert. Er führt den Protagonsiten Hall Baltimore (Val Kilmer, Synchronsprecher: Torsten Sense) ein.
Hall versucht sein neuestes Werk, "Witch Hunter (dt.: Hexenjäger)", in der Kleinstadt zu promoten. Nur der Sheriff kauft ihm ein Exemplar ab und bietet gleichzeitig an, dass Baltimore und er ein
Buch zusammen verfassen sollten, weil es in Swan Valley einen Massenmord gegeben hat.
Hall lehnt ab. Wer kann es ihm verdenken?
Der Zuschauer erfährt, dass der Protagonist dem Alkohol zugetan ist. So sehr, dass es seine Ehe gefährdet. Seine Frau leidet unter seiner Sucht, leidet unter den gemeinsamen Geldproblemen, leidet
unter dem Tod der Tochter.
Baltimore hingegen versucht, die Ausbrüche seiner Frau zu ignorieren. Ein Internettelefonat würgt er damit ab, dass er den Laptop schließt und murmelt: "Wieso wissen Sie soviel über Hexen? ...
Ich hab eine geheiratet."
Er erfährt, dass seinerzeit (1842) Edgar Allen Poe dem Städtchen einen Besuch abgestattet hatte. Um seiner Inspiration auf die Sprünge zu helfen, wandert Hall zum entsprechenden Hotel. Eine
Plakette, die den berühmten Gast ehrt, begießt er ersteinmal feierlich mit den Resten aus seiner Rotweinflasche.
Als er wieder von dem Hotel weg wandert, begegnet ihm ein Mädchen. "Vampyra", "V" oder "Virginia" wird sie genannt, erzählt sie ihm. Er wundert sich zwar, dass er Virginia zuvor nicht gesehen
hat, plaudert aber mit ihr. Unter anderem über ihre Zahnspange und ihren eigenartigen Kleidungsstil (Stellen Sie sich Gothic-Klamotten in weiß vor oder werfen Sie einen Blick auf das
Film-Cover).
Virginia bedauert, dass sie Halls Signierstunde nicht besuchen konnte, denn sie hat ihm etwas zu erzählen aber leider aufgrund der eigenartigen Turmuhr die Zeit vergessen.
Sie kommen wieder an dem Hotel vorbei, das jetzt - plötzlich - geöffnet hat. Hall erfährt, dass im Fußboden des Hotels ein Massengrab verborgen liegt. Dort sind zwölf Kinder beerdigt. Das wird
jedoch nur am Rande erwähnt, denn die Gastwirtin hat nichts besseres zu tun, als ihre Gitarre zu zücken und zu singen, während ihr Mann in einen eigenartigen, wiegenden Tanz verfällt. Als Hall
das Hotel wieder verläßt (noch immer nicht sonderlich von den Skurrilitäten der Gastgeber beeindruckt) sieht er die toten Kinder aus dem Grab herausspringen und mit ihrem Ziehvater herumtollen.
Und als wäre das alles noch nicht genug, trifft er auch noch auf Edgar Allen Poe.
Während sich der Zuschauer so langsam fragt, was der ganze Kram denn soll, wacht Hall auf, und es wird klar, dass es sich um einen Traum(?) gehandelt hat. Angeregt durch die Geschichte, die er
zusammengeträumt hat, macht er sich auf den Weg zum Sheriff LaGrange und will jetzt doch mit ihm zusammen das Buch über die Geschehnisse in Swan Valley schreiben. Denn er sieht seine Chance
gekommen, die Schreibblokade zu überwinden ...
(Falls jetzt jemand befürchtet, ich hätte gespoilert, weil dieser Abschnitt so lang ist: keine Sorge, das habe ich nicht. Wir reden hier nur von den ersten 15 Minuten Film ...)
Sie lesen noch immer diese Rezension?
Ist es Ihnen nicht zu abgedreht?
Wunderbar. Dann machen wir weiter:
Der Film lebt von seiner Bildsprache.
Die Traumsequenz ist nahezu in schwarz/weiß gehalten. Ich würde soweit gehen, zu behaupten, dass diese Szenen eine Mischung aus "Sin City" und einem Tim Burton-Werk sind.
Aber auch die "normalen" Szenen zeichnen durch besondere Kameraarbeit aus. Schräge Winkel und ungewöhnliche Perspektiven wechseln sich mit Parallelschnitten ab, die immer dann zum Einsatz kommen,
wenn telefoniert wird. Dann sind die Bildausschnitte an den Ecken abgerundet - so dass sie in meinen Augen einen gewissen Retrolook erhalten.
Zwischendurch (ziemlich am Ende) gibt es 3-D-Sequenzen, die mit einer eingeblendeten Brille angezeigt werden. Wie gut diese Effekte umgesetzt sind, kann ich nicht beurteilen, da ich lediglich die
2-D-Fassung von "Twixt" kenne.
Für mich als begeisterten E. A. Poe Leser sind es selbstverständlich die Szenen mit diesem Autor, die mich besonders fasziniert haben. Es wurde mit Ben Chaplin ein Schauspieler gewählt, der dem
historischen Vorbild recht ähnlich sieht. Die Melancholie, die dem echten Poe nachgesagt wird (und die man in seinen Werken gar nicht übersehen kann) wird von Chaplin schön eingefangen und
glaubhaft wiedergegeben.
Tipp: es schadet nichts, sich mit einigen seiner Werke auszukennen. Ich empfehle "Eleonora", "Das ovale Porträt", "Der Untergang des Hauses Usher" und "Morella", um ein paar Beispiele zu
nennen.
Es ist faszinierend dabei zuzusehen, wie Poe und Hall über die Arbeit als Autoren schwadronieren, sich Gedanken dazu machen, was eine gelungene Gruselerzählung ausmacht, wie man einen markanten
Refrain herausarbeitet und wie man eine wirklich melancholisch schöne Geschichte kreieren kann:
(Achtung! SemiSPOILER)
Sie kommen zu folgendem Schluss: "Der Tod eines schönen Mädchens ist daher ohne Zweifel das poetischste Thema der Welt."
(SPOILER ENDE)
Ein anderer Aspekt ist die absolute ... mhm ... Verrücktheit der Charaktere, ihre eigenartigen Handlungen und ihre schrägen Dialoge.
Das hat mir eine Menge Spaß gemacht. Um ehrlich zu sein, halte ich diesen Film ohnehin eher für eine groteske Komödie als für einen Horrorfilm.
Der Sheriff hat sich beispielsweise bereits so einige Gedanken zu seinem Buchprojekt gemacht, das er "The Vampire Executions" nennen will. Angeregt durch die Leiche, hat er sich eine Maschine
ausgedacht, mit der man einen Pflock ins Herz eines Vampiers treiben kann. Und weil er handwerklich begabt ist, hat er auch gleich ein Modell dazu gebastelt - inklusive Barbie-Puppe ...
Die Schauspielerische Leistung von Val Kilmer ist in Ordnung. Er passt auf die Rolle des abgehalfterten, geplagten Schriftstellers, der am Rande der Existenz lebt und mit seinen Dämonen
kämpft.
Bruce Dern ist erschreckend gut in der Rolle des durchgeknallten Sheriffs. Ich nehme ihm ab, dass er auf einmal eine gepfählte Barbie aus dem Ärmel zaubert und voller Begeisterung von seiner
Maschine faselt.
Allen voran hat mich jedoch Ben Chaplin begeistert. Das mag natürlich an der optischen Ähnlichkeit zum historischen Poe liegen. Ich glaube jedoch, da kommen noch das traurige Minenspiel und die
seltsam verkrümmte Körperhaltung dazu.
Die deutsche Synchronfassung ist sehr gelungen. Ich kenne die englische Tonspur leider (noch) nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass Torsten Sense (Stammsprecher Val Kilmer) einen nicht
unerheblichen Beitrag zur Glaubwürdigkeit des Protagonisten geleistet hat. Vor allem, wenn er angetrunken vor sich hin lallt.
Des weiteren sind Otto Mellies (Sheriff) und Tobias Kluckert (Poe) verpfichtet worden, die ebenfalls hervorrangend gearbeitet haben.
Die Filmmusik ist - so wie der Rest des Filmes - schräg. Oft finden Streicher und/oder Halbtöne Verwendung. Es passt zur Szenerie, ohne allzu aufdringlich zu wirken und verleiht dem Film eine
unheimliche, düstere und mysteriöse Atmosphäre.
--- Fazit ---
Nur was für Freunde eines schrägen, abgedrehten Mistery-Gothic-Horror-Komödien-Mixes die auch etwas mit einer sehr speziellen Bildsprache anfangen können.
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