Never change a running system

 

Wochen waren ins Land gegangen.

Der Kurs war beendet, ich war von der Quelle abgeschnitten. Was prinzipiell kein Drama war, weil ich ohnehin zurzeit mit Arbeit vollgeballert bin (was meine sträflich zu nennende Vernachlässigung dieser Site erklärt, wenn auch nicht entschuldigt).

Am letzten Tag des Kurses hatte ich noch eine mit einem Drachenwesen verzierte Kachel geschaffen, war also quasi in den Quanten zurückgehüpft. Es fehlte noch die abschließende Glasur, aber dafür sollte sich irgendwann mal eine Gelegenheit finden. Apropos Gelegenheit: eines Tages werde ich eventuell die Zeit finden, über den Kurs zu berichten, dessen Ausführung ich übernehmen durfte. Irgendwann ... bis dahin viele Grüße an die damaligen Teilnehmer. Ich hoffe, ihr hattet ebenso viel Spaß wie ich.

Jedenfalls: Töpferkurs vorbei, eine Glasur stand aus. Zeit war/ ist ein knappes Gut geworden und irgendwie hatte ich mit all dem abgeschlossen. Klar, ich hatte mir vorgenommen, irgendwie und irgendwann nochmal in die Werkstatt zu tigern - aber man kennt das ja. Macht man sowieso nicht.

Doch dann ...

Jemand gab den Initialschuss. Namen nenne ich keine. Nicht mein Stil, hier Namen zu verbeiten. Falls der- oder diejenige sich hierher verlaufen sollte: danke!

Mittwochs, hat es geheißen, gehen wir in die Werkstatt. Meiner schüchternden, zurückhaltenen Art folgend, rief ich "ich will auch!" und schon war er geboren, der feste Termin einmal wöchentlich. Ein wichtiger Termin. Ein kreativer Termin in all dem alltäglichen Wahnsinn, der mich seit einem Jahr begleitet.

 

Wieder saß ich da. Auf meinem Stammplatz. Auf meinem Sattelstuhl. Neben dem plärrenden Radio. Vor der Werkbank mit dem höhnisch grinsenden Tonklumpen.

Ich war vorbereitet.

Hatte mir Zeitung genommen, sie zu einem Ball geknubbelt und auf den Tisch gelegt. Formte jetzt eine Wulst aus ihren papierenen Kollegen und schob diese an den Ball. Was ich zeichnen kann, kann ich auch basteln, oder etwa nicht?

Hatte ich es nicht schon einmal bewiesen?

Dann kam ein äußerst praktisches Utensil ins Spiel, von dem ich sonst eher die Finger lasse und dessen Nutzen ich erst im Sommer zu schätzen lernte: ein Nudelholz. Walzte den Lehmklumpen aus, zerriss ihn anschließend in handliche Platten und ummantelte die Zeitung.

Nach und nach entstand ein Kopf. Was diesen von dem vorherigen unterschied?

Sein Hinterhaupt löste sich vom Untergrund.

Bis jetzt (Stand: 11.12.2016) hat er den ersten Brand überstanden, wurde in Glasur getaucht und wartet auf den abschließenden Aufenthalt im Brennofen. Es dürfen also alle Daumen gedrückt werden, dass er es übersteht.

 

 

Text: 11.12.2016

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